ARD-Hörspieldatenbank


Hörspielbearbeitung



Hans Weigel

Angelica


Vorlage: Angelica (Theaterstück)

Bearbeitung (Wort): Oswald Döpke


Regie: Oswald Döpke

Mit "Angelica" stellt Radio Bremen erneut eine Arbeit des bekannten österreichischen Kritikers Hans Weigel vor. Die Form dieser "dramatischen Phantasie", wie Hans Weigel sein Stück nennt, ist höchst eigenwillig und stellt die Regie vor eine ungewöhnliche, aber reizvolle Aufgabe. Die Mittel, derer sich der Autor bedient, sind u.a. eine weitgehende Typisierung der Personen, chorische Passagen, motivische Variationen gewisser Grundsituationen, Verzicht auf Konkretion von Ort und Zeit. Weigels Methode ist die dialektische, seine Sprache dieser Konzeption adäquat. Der Autor selbst schreibt zu seiner Arbeit: "'Angelica' ist ein Versuch, die Realität unseres Jahrhunderts jenseits von allem Realismus und Naturalismus darzustellen, nicht, um sie zu verwischen, sondern um sie im Gegenteil besonders deutlich werden zu lassen. Die Heldin, eine unbeirrbar reine und gläubige Seele, geht konsequent ihren Passionsweg durch eine fragwürdige Gesellschaft, die namenlos ist wie das Leid und die Heuchelei dieser Gegenwart. Angelica, eine Heldin wider Willen, ist keine Idealistin, sie nimmt nur wörtlich, was sie gelernt und gehört hat, und sie muß scheitern an der Diskrepanz zwischen den Formen und Tatsachen. Zuerst ist sie als Frau hilflos den Männern ihrer Gesellschaft preisgegeben, drum flieht sie zu den Außenseitern, findet aber bei ihnen in Kunst, Wissenschaft und Politik die gleichen Fehlbarkeiten und Tendenzen zum Kompromiß. So bleibt ihr nur ein Weg: das Opfer des eigenen Lebens. 'Weiß man nicht, wofür man lebt, will man wenigstens zu wissen glauben, wofür man stirbt.' Doch sie, die auszog, die Lüge zu überwinden, muß im Tod selbst lügen, um einem anderen Sterbenden den Tod zu erleichtern. 'Angelica' hat keine Auswege und keine Lösungen anzubieten, sondern nur die Darstellung von Zuständen und Fragen angesichts dieser Zustände. Kein einzelner und keine bestimmte Gruppe ist gemeint, drum werden weder Daten noch Namen genannt. Das bedeutet aber nicht, daß die Welt, an der Angelica scheitert, unwirklich ist. Sie hat die Wirklichkeit des Spiegels im Motto von Gogols 'Revisor': 'Nicht den Spiegel klage an, die Fratze rührt von dir selbst her!'" (Hans Weigel)

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Dagmar AltrichterAngelica
Günther SchrammSoldat
Heinz KlingenbergDoktor
Richard LauffenMeister
Rolf BoysenRevolutionär
Helene DietrichMutter
Wolfgang GolischVater
Rudolf FennerHerr S.
Benno SterzenbachHerr R.
Horst EiselHerr T.
Susanne Eggers
Gardy Brombacher
Ilka Maria Petersen
Ruth Puls
Carl Maria Willeke
Herbert Schald
Eberhard von Gagern


 


Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Radio Bremen 1955

Erstsendung: 22.06.1955 | 77'44

Darstellung: