ARD-Hörspieldatenbank

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Hörspiel


Erzähltes Leben


Wolfgang Bauernfeind

Erzähltes Leben (39. Folge: Halb und halb)


Technische Realisierung: Peter Jochum, Ute Gelis


Regie: Wolfgang Bauernfeind

Inge L. kommt aus einer großbürgerlichen Familie. Ihr Vater ist Rechtsanwalt, ihre Mutter Opernsängerin. Aber der Vater ist Jude, die Mutter "Arierin', und das wird eines Tages eine Rolle spielen. Hans F. kommt aus einer kleinbürgerlichen Familie. Sein Vater hat es zum Ingenieur gebracht, seine Mutter ist Hausfrau. Aber die Mutter ist Jüdin, der Vater ist "Arier" und das wird eines Tages eine Rolle spielen. - Beide Kinder wachsen im Berlin der 20er Jahre auf. Als Hitler an die Macht kommt, ist Inge L. 13 und Hans F. 23 Jahre alt. Sie geht aufs Gymnasium, er arbeitet in einem kaufmännischen Beruf. Beide fühlen sich als "gute Deutsche" doch plötzlich werden sie von den neuen Machthabern als "Mischlinge" eingestuft. Inge L. muß die Schule verlassen, weil eine Halbjüdin für das renommierte Gymnasium eine Schande ist. Hans F. wird am Arbeitsplatz denunziert und in ein Konzentrationslager verschleppt. Hans F. kommt wieder frei und verdient sein Geld als Lieferbote und Vertreter. Inge L. arbeitet schließlich in einer Tuchgroßhandlung. Als "Mischlinge" sind beide zunächst ausgenommen aus dem Massenmord. Aber immer neue Gesetze schränken ihre Rechte ein: Heiratsverbot, Arbeitsverbot, Ausschluß von Ausbildung und Weiterbildung. "Wir waren vogelfrei" zieht Inge L. Bilanz. Hans F. meint: "Die Ungewißheit war das Schlimmste." Vor 50 Jahren, im September 1935, traten die Nürnberger Rassengesetze in Kraft. Das Hörspiel will dem Vergessen wehren.

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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Hessischer Rundfunk 1985

Erstsendung: 16.09.1985 | 78'55

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