ARD-Hörspieldatenbank


Hörspielbearbeitung


Afrika: Tradition und Gegenwart


Amadou Koné

Der Staudamm


Vorlage: Der Staudamm (Theaterstück, französisch)

Übersetzung: János Riesz

Komposition: Stan Regal

Technische Realisierung: Friedrich Wilhelm Häfner, Anne Effertz-Arnal

Regieassistenz: Walter Brühn


Regie: Frank-Erich Hübner

Die Geschichte, so berichtet der Erzähler, spielt in einem kleinen Dorf in Afrika, wo gewissermaßen die historische Uhr stehengeblieben ist, und das seit Jahrhunderten. Aber neuerdings sind nun aus der Hauptstadt beunruhigende Nachrichten hierher gedrungen, die in der Vorstellungswelt der Dorfbewohner ominöse, übernatürlichunheimliche Dimensionen gewinnen: Der Fluß wird seinen Lauf ändern und zur Quelle zurückströmen. Das Faktum dahinter: die Regierung plant den Bau eines Staudamms, um in dieser Region wenigstens einmal einen Anfang zu machen mit dem Abbau der Rückständigkeit. Die noch ganz in der mythischen Bilderwelt befangenen Dörfler sind bis in die Grundfesten ihres Gemüts erschüttert. Sie begreifen vom "Faktum" so gut wie nichts, nur eines: sie sollen entwurzelt werden, was in Ihrer Denkweise heißt: Sie sollen sich von ihren Toten und Geistern trennen. Man befragt die Geister selbst um Rat, und diese verlangen ein Menschenopfer, um den Bau des Staudamms abwehren zu können. Eine schreckliche Katastrophe bahnt sich an.

Amadou Koné wurde 1952 als Sohn kaffeepflanzender Bauern in Tangora Banfora (Burkina Faso) geboren. Später zogen seine Eltern aus der Sahelzone an die fruchtbarere Elfenbeinküste. Koné studierte Romanistik an der Universität von Abidjan, wurde dort promoviert und arbeitet derzeit an seiner Habilitation über die Einflüsse der oralen Traditionen auf den afrikanischen Roman. Koné selbst ist als Autor in der afrikanischen Theater- und Erzähltradition zu sehen und wird der sogenannten "dritten Generation" zugezählt. Nach der ersten, am Ende des 19. Jahrhunderts geborenen Schriftstellergeneration, der etwa Leopold Sédar Senghor (geboren 1906) zuzurechnen ist, der Begründer der "négritude", folgen in der zweiten Ousmane Sembèe (geboren 1923), Senegalese wie Senghor oder der Kongolese Tchi Kaya U Tam'si (1931-1989). Die dritte Generation hat ihre Schulzeit überwiegend in der Zeit der politischen Unabhängigkeit ihrer Länder erlebt. Sie findet bereits eine reich entwickelte afrikanische Literatur in französischer Sprache vor, mit der sie sich auseinandersetzen und sie durch neue Fragesteilungen bereichern kann - wie etwa den oft unauflöslich scheinenden Gegensätzen zwischen ethnischen Traditionen und sozialer Gegenwart oder auch den innerafrikanischen Neokolonialismus und nicht zuletzt politische Korruption. Konés literarisches Schaffen weist diese Themen in unterschiedlicher Prägnanz auf. Sein Ideal, sagt der mit einer amerikanischen Autorin verheiratete Koné und Vater von vier Kindern, sei jedoch noch immer "être fermier et écrire" - Bauer zu sein und Schriftsteller zugleich. "Der Staudamm" ging aus einem Autorenworkshop in Abidjan (Elfenbeinküste) hervor.

A
A

Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Matthias PonnierMalan
Carola von SeckendorffAkissi
Hartmut StankeAkoli
Hans FaberAnoh
Alois GargAnougba
Andreas ZaronAssale
Bernd KuschmannErzähler
Marina MatthiasEssanin
Werner EichhornNiangbô
Walter StickanN'Da
Jochen SchröderN'Douba
Steffen GräbnerUnter-Präfekt


 


Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Westdeutscher Rundfunk 1991

Erstsendung: 30.05.1991 | 16:00 Uhr | 57'41

Darstellung: