ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Die Kugel
Komposition: Alfons Nowacki
Technische Realisierung: Dieter Stratmann, Gabriele Neugroda
Regieassistenz: Dirk Koppelmann
Regie: Joachim Sonderhoff
Mit der letzten Patrone wollte Hauptmann Walter Fockenheim kurz vor dem Untergang der deutschen Armee in Stalingrad seine persönliche Offiziersehre retten. Den größten Teil seines Vermögens hatte er testamentarisch bereits dem Führer vermacht. Doch die Pistole versagte und Fockenheim geriet in Gefangenschaft. Das latente Trauma des Hauptmanns, im entscheidenden Moment gescheitert zu sein, tritt Jahrzehnte später als schwere Psychose offen zutage. Als Insasse einer psychiatrischen Anstalt ist Fockenheim nun in der Vorstellung gefangen, selbst die Kugel zu sein. Ständig ist er auf der Suche nach der erlösenden Pistole, fühlt er sich doch nach dem Tod seiner Frau von seiner alten Identität und familiären Bindungen befreit. Aus der Perspektive seiner ungenutzt gebliebenen Patrone - und akustisch eingebettet in das Szenario des Anstaltsalltags - erzählt der ehemalige Hauptmann seine Geschichte. In ihr spiegelt sich vielschichtig die rationalisierte Tötungsideologie der nationalsozialistischen Kriegsmaschinerie.
Martin Grzimek, geboren 1950, trat - zuerst als Erzähler und Romancier hervor. Er veröffentlichte den Erzählband "Stillstand des Herzens" neben den Romanen "Berger", "Trutzhahn" sowie zuletzt "Die Beschattung" (1989). Der WDR produzierte 1986 mit "Der Spielball" sein erstes Hörspiel.