ARD-Hörspieldatenbank
Hörspiel
szenen aus dem wirklichen leben
Komposition: Ernst Kölz
Technische Realisierung: Günter Heß, Herta Moritz
Regie: Ernst Jandl
Der Text der "szenen aus dem wirklichen leben" wurde von Ernst Jandl für das Nachtstudio der Wiener Festwochen 1966, dem Jahr des Erscheinens seines Buches "Laut und Luise", eher zusammengesetzt als geschrieben. Der Text war ein Ergebnis der in die fünfziger Jahre zurückkreichenden Technik der literarischen Montage, ein Zusammenbauen von Fertigteilen, von welchen jedes über des Einzelwort hinausreichte, also Wortgruppe, Satz, Stroh oder Gedicht bereits war, ehe es sich in einen noch größeren Zusamenhang einfügte. Ernst Jandl sichtete seine bisher entstandenen poetischen Texte mit dem Blick auf das Thema "Beziehungen zwischen Mann und Frau" und wählte 19 Einheiten als Fertigteile, vorwiegend Sprechgedichte oder Teile von solchen. Diese Einheiten wurden gereiht, für drei Sprecher eingerichtet und mit sechs neu entstandenen Einheiten als Text des Stücks zusammengefaßt. Es sollte eine Art Kurzoper im Geiste von Eric Satie werden, und keiner war dafür geeigneter als der Wiener Komponist Ernst Kölz. Er sagte dazu: "Es handelt sich nicht um Vertonung im herkömmlichen Sinn, sondern um eine musikalische Akzentuierung des Textes, um klangliche und rhythmische Interpretation der Dichtung." Jahre später erfolgte eine zweite Inszenierung im Theater am Neumarkt in Zürich. Als Hörspiel wird das Stück der Fantasie des Hörers einen neuen Raum öffnen.
Ernst Jandl, geboren 1925 in Wien, ist einer der wichtigsten Autoren der "konkreten poesie" und des "Neuen Hörspiels". Sein Hörspiel "Fünf Mann Menschen" (in Zusammenarbeit mit Friedrike Mayröcker) wurde 1969 mit dem "Hörspielpreis der Kriegsblinden" ausgezeichnet. Zahlreiche Literaturpreise. 1989 wurde Jandl der "Frankfurter Hörspielpreis" verliehen, sein neuester Gedichtband "idyllen" erhielt den "Peter Huchel-Preis für Lyrik" 1990.