ARD-Hörspieldatenbank

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Hörspiel



Peter Jacobi

Der Sohn der Eltern des Chefarztes



Regie: Friedhelm Ortmann

"Vor zwei oder drei Jahren las ich in der 'Münchener Abendzeitung' unter dem Titel 'Arztkarriere erfunden - Sohn beging Selbstmord' drei Sätze, die mir nicht mehr aus dem Kopf wollen: 'Für den gescheiterten Studenten muß das letzte halbe Jahr eine einzige Qual gewesen sein. Das Ehepaar hielt den 'Versagersohn' in der eigenen Wohnung gefangen. Frieder (Name wurde von mir geändert) durfte nur selten den 'Kerker' verlassen - um öffentlich zu berichten, er habe als Chefarzt gerade Urlaub.' Immer wieder las ich die drei Sätze, diese grausame Mär vom Versagersohn, und machte dabei eine erstaunliche Entdeckung: Je mehr ich versuchte, mich in ihn hineinzuversetzen, desto spurloser verschwand er in der Geschichte, ja, er löste sich schließlich ganz auf, um den Sonnenplatz im Zentrum der Handlung den Eltern zu überlassen. Es gab ihn einfach nicht. Also dachte ich über Eltern nach und stellte sie mir als zwei riesige, sich überlagernde Kreise vor. Wo sie sich schneiden, dachte ich, könnte ein Stück über den Sohn entstehen. So würde es ihn wenigstens im Äther geben." (Der Autor) Peter Jacobis neues Hörspiel ist mehr als eine szenische Darstellung des in der zitierten Zeitungsnotiz beschriebenen Einzelfalls; in der Tradition des absurden Theaters liefert der Autor ein Modell für den Gefängnischarakter des elterlichen Erwartungs- und Wunschdenkens, eine Anatomie ganz gewöhnlicher Grausamkeit in der Maske des Biedersinns. Die Bühnenfassung des neuen Hörspiels von Peter Jacobi wird noch im Frühjahr 1986 in Oldenburg zur Uraufführung kommen.

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Hans Helmut DickowVati
Margot LeonhardMutti


 


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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Westdeutscher Rundfunk 1986

Erstsendung: 05.01.1986 | 57'32

Darstellung: