ARD-Hörspieldatenbank

Hörspiel

Heinz Dravenau, Hartmut Przybylski

Harry Krachkowskys seltsame Ahnungen von Tuten und Blasen - eine akustische Erkundung des Ruhrgebietes in VI Schichten (3. Teil: Gehörknöchelchen)

Technische Realisierung: Rudolf Stückrath, Barbara Göbel

Regieassistenz: Claudia Johanna Leist

Regie: Frank-Erich Hübner

Liebe Barbara, sagt Harry Krachkowsky, kannst Du verstehen, daß man von klein auf etwas in sich trägt, etwas Farbloses, das nicht riecht, nicht schmeckt und sich auch nicht fasen läßt. Töne, wie der gute Bandoneonspieler Günter aus Mülheim sie beschreibt: eingegraben in den Ohren, als wären sie verstopft mit Erinnerungen an verfüllte Gänge... Verschüttungen von Tönen und Geräuschen und Stimmen. Meine Ohren sind wie ein akustischer Traumkanal, durch den ich hintappe, unruhig und voller Ahnungen. Deshalb bin ich hier unten. Dabei treffe ich auf die merkwürdigsten Leute, die seltsamsten Begebenheiten und die vertracktesten Zusammenhänge. Was ich an der Oberfläche vergeblich gesucht habe, um daraus Gold zu gewinnen, hier unten finde ich es als schweres Lautgestein. Du hast mich einmal ironisch gefragt, warum ich mir nichts Schöneres vorstellen kann, als in der Rumpelkammer der Geräusche des Ruhrgebiets zu kramen? "Interessiert doch sowieso keinen mehr außer vielleicht ein paar Bandwürmer in irgendwelchen Schallarchiven und außerdem, was ist denn an den Geräuschen des Reviers schon so Besonderes, sie sind doch sonst auch überall zu hören gewesen", hast Du gesagt. Mag sein. Ich weiß nicht, ob ich das finden werde, was ich suche. Ich beneide Leute, die so schnell finden und wissen, wohin sie gehören und was sie wollen. Ich zähle nicht dazu. Und habe einfach zu graben begonnen. Vielleicht läßt sich die Dumpfheit dieser unterirdischen Gänge, Flöze und Stollen ja doch zum Klingen bringen. Dein Harry P.S. Bleib am Gerät. Ich melde mich wieder.