ARD-Hörspieldatenbank
Feature
Tombeau de Pierre Schaeffer
Festival Bourges 1996
Technische Realisierung: Benedikt Bitzenhofer, Werner Jäger
Regieassistenz: Thomas Lügger
Regie: Hein Bruehl
Pierre Schaeffer (1910-1995), spiritus rector und erster Direktor des wieder befreiten Pariser Rundfunks, präsentierte 1948 einer der folgenreichsten Erfindungen der Radiogeschichte: Ein "Geräuschkonzert" mit autonomen Produktionen für Lautsprecher. Was in der deutschen Rundfunkgeschichte der zwanziger Jahre mit Alfred Brauns "Hörbildern" begann, setzt sich zwei Jahrzehnte später in der musique concrète von Pierre Schaeffer fort. Es entwickelt sich eine neuartige Radiokunst, die den technologischen Rückstand gegenüber der Cinematographie überwindet. Schaeffer hat wesentlich dazu beigetragen, der Radiokunst die modernen Techniken Schnitt, Montage, Blende, Mischung und technische Veränderung des aufgenommenen Materials zu erschließen. In den Jahren, die der Erfindung der musique concrète folgten, hat Schaeffer die Entwicklung der Radiokunst nicht nur in exemplarischen Produktionen vorangetrieben; er hat aus seinen Erfahrungen auch Ansätze neuer Radiotheorien entwickelt. Ein Jahr nach seinem Tod wurde Pierre Schaeffer 1996 auf dem Festival für Elektroakustische Musik in Bourges eine besondere Ehrung zuteil. In einer Reihe von Hommage-Konzerten unter dem Titel "Tombeau de Pierre Schaeffer" wurden 115 Kompositionen aufgeführt, die an internationale Klangkünstler verschiedener Generationen in Auftrag gegeben worden waren. Diese Kompositionen bildeten ein breites stilistisches Spektrum, das einen starken Bezug zur Musik von Pierre Schaeffer erkennen ließ. In ihrer Sendung stellt die Musikwissenschaftlerin Marietta Morawska-Büngeler einige dieser kurzen elektronischen Werke vor.