ARD-Hörspieldatenbank

Hörspielbearbeitung



Brian Friel

Molly Sweeney


Vorlage: Molly Sweeney (Schauspiel, englisch)

Übersetzung: Ingrid Rencher

Technische Realisierung: Jutta Liedemit, Christina Ocker

Regieassistenz: Anette Kührmeyer


Regie: Ulrich Heising

Molly Sweeney ist von Geburt an fast blind. In den 30 Jahren Dunkelheit hat sie ein eigenes Sensorium entwickelt, um die Welt mit all ihren Begebenheiten zu erfassen und sich vertraut zu machen. Eine riskante Operation gibt ihr das Augenlicht zurück, und eine grelle, unbekannte Außenwelt stürzt auf sie ein. Es gelingt ihr nicht, den Ansturm der optischen Reize mit ihrer bisherigen Weltsicht in Einklang zu bringen. Erfahrung und Benennung klaffen auseinander. Die Menschen - auch die nächsten - sind von verwirrender Fremdheit. Als ihr gewohntes Erkenntnisinstrumentarium nicht mehr greift und ihr Orientierungsnetz zerreißt, ist niemand mehr für sie da - nicht einmal sie selbst. Das jüngste Stück von Brian Friel, das im Februar 1996 im New Yorker Laura Pels Theatre am Broadway gefeiert wurde, berichtet aus drei Perspektiven: aus der Sicht des Ehemanns, des Arztes und der Titelfigur. Der Autor hat sich diese beklemmende Geschichte nicht ausgedacht, sondern unter dem Titel "To see and not to see" in den Fallstudien des Neurologen Oliver Sacks gefunden, ähnlich wie Peter Brook, der einige seiner Patientengeschichten auf die Bühne brachte ("The Man Who") und wie Penny Marshall, die sie in "Awakenings" verfilmte.

Brian Friel, 1929 als Katholik in Nordirland geboren, ist einer der bedeutendsten irischen Schriftsteller der Gegenwart. Er war zunächst Lehrer und schrieb nebenbei Kurzgeschichten, die 1950 im "New York Magazine" veröffentlicht wurden. Acht Jahre später sendete BBC Belfast erste Hörspiele. Es folgten (bis heute 14) Theaterstücke. Sein Drama "The Enemy Within" (1962) fand in Irland größere Beachtung. Mit "Philadelphia Here I Come" gelang ihm 1964 der internationale Durchbruch. Zwar wählt er häufig irische Themen, doch ist ihm nicht an gesellschaftlichen Konflikten gelegen. Er fokussiert vielmehr Einzelschicksale, wendet sich ihnen liebevoll zu und gibt sie weiter an sein Publikum zur nachdenklichen Betrachtung.

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Ulrike GroteMolly
Michael WittenbornFrank
Wolf AniolDr. Rice


 

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Norddeutscher Rundfunk 1996

Erstsendung: 26.02.1997 | 81'07

Darstellung: