ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Schwarz auf Weiß. Hommage à Heiner Müller
Eine szenische Komposition in einer Aufzeichnung aus dem Theater am Turm, Frankfurt
Komposition: Heiner Goebbels
Technische Realisierung: Maximilian Federhofer, Norbert Ommer, Wolfgang Bachner
Regieassistenz: Stephan Buchberger
Regie: Heiner Goebbels
"Du, der Lesende, weilst noch unter den Lebendigen; ich, der Schreibende aber, habe längst meinen Weg ins Reich der Schatten genommen. Denn das ist gewiß, seltsame Dinge werden geschehen und geheime Dinge aufgedeckt werden, und viele Jahrhunderte werden vergehen, ehe diese Aufzeichnungen den Menschen vor Augen kommen. Und unter denen, die sie sehen, werden manche Ungläubige sein und manche Zweifler und dennoch einige wenige, denen die Schriftzeichen, die ich hier mit stählernem Griffel grabe, viel zum Sinnen geben sollen." So setzt die Stimme eines antiken Autors ein, der die Zeichen der Zeit aus den Gestirnen liest - und die Zeichen des Todes im heraufziehenden Schatten an der Wand. Die Erzählerstimme aus Edgar Allan Poes Todes-Parabel "Schatten" handelt vom Verschwinden eines Autors, der katastrophischen Zeiten entstammt. Heiner Müller spricht diesen Text. Als Tonbandstimme durchzieht er eine Live-Aufführung der szenischen Komposition "Schwarz auf Weiß", die selbst vom Verschwinden des Autors handelt, von der Flüchtigkeit der Stimme, von der Einsamkeit und Irritation des Schreibens. Eine kollektive musikalische Aktion um ein abwesendes Zentrum.