ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Der Bildersammler
Komposition: John Zorn
Technische Realisierung: Jonas Bergler, Marilyn Janssen
Regieassistenz: Sonja Wiemann
Regie: Hans Gerd Krogmann
Simoneit deckt in einer psychiatrischen Klinik den Tisch. Eine riesige Tafel. Jeden Tag, zwanghaft, monoton. Er erinnert sich. Die Geschichte mit der berühmten Malerin, die er gesucht hatte, als er noch Galerist war. Um die halbe Welt war er gereist. Und endlich hatte er sie gefunden. In einem Keller, es war kalt. Die Frau fror. So hatte er begonnen, die Kisten, in denen ihre Gemälde lagerten, zu zerhacken und zu verfeuern. Stück für Stück kamen so die Schätze zum Vorschein. Ihre Kinder, die Bilder. Mit denen er hoffte, einmal große Profite herausschlagen zu können. Aber für die Frau waren es nur Erinnerungen gewesen, Geschichten, Assoziationen. Keine verwertbaren Informationen. Und je länger sie erzählte, desto wärmer wurde es ihr. Stattdessen begann er, begann Simoneit zu frieren ... . "Der Bildersammler" ist die traumgleiche Geschichte einer "Herr-Knecht"-Beziehung. Zugleich ist es ein Hörspiel, das die enge Kluft zwischen Macht und Ohnmacht auslotet und sich dem komplexen Wechselspiel von Leben und Kunst stellt.
Gisela von Wysocki, geboren 1940, lebt in Frankfurt/Main. Sie wurde zunächst durch ihre Essays bekannt, seit 1987 schreibt sie Theaterstücke und veröffentlicht Hörspiele. "Der Erdbebenforscher" wurde 1992 Hörspiel des Jahres. Der WDR produzierte zuletzt von ihr "Stein und Riesenrad". 1996 erhielt sie den Roswitha-von-Gandersheim-Preis für ihr Gesamtwerk.