ARD-Hörspieldatenbank

Hörspiel



Hans Ermann

Berlin und Scherl

Ein zeitgeschichtliches Porträt



Regie: Ulrich Gerhardt

Am 4. November 1883, vor 80 Jahren, verließen die Boten das Haus der Druckerei Büxenstein mit der ersten Nummer des "Berliner Lokal-Anzeiger". Es war eine Sensation für Berlin, denn der Lokal-Anzeiger wurde auf der Straße - verschenkt. August Scherl, der Begründer des Blattes, hatte als erster deutscher Zeitungsverleger nicht auf den Verkauf oder das Abonnement, sondern bewußt auf das Annoncen-Geschäft spekuliert. Wer das Blatt abonnierte, mußte nur den Botenlohn zahlen, zehn Pfennig im Monat.Aus dieser ersten Nummer des "Berliner Lokal-Anzeiger" entstand im Laufe der Jahre einer der größten europäischen Zeitungskonzerne - dann allerdings nicht mehr in der Hand Scherls, sondern Hugenbergs, der über und durch diesen Konzern in den zwanziger Jahren den größten Teil der deutschen Presse beeinflußte, vor allem politisch beeinflußte.August Scherl hatte mit nichts begonnen, vertrauend auf seine Idee. Das ist charakteristisch für ihn geblieben. Scherl war in gewisser Hinsicht ein genialer Kopf, in manchem ein Pionier - von ihm stammt z. B. der erste ausgearbeitete Entwurf einer Einschienenbahn; er spekulierte mit seinen Ideen auf Erfolg - und der Erfolg schien ihm über ein Vierteljahrhundert hin Recht zu geben. Dennoch: nicht alle Ideen Scherls waren auch finanzielle Erfolge. Er hatte mit Kredit begonnen, und Scherl war nicht der vorsichtige Kaufmann, der seine Projekte um der Konsolidierung willen zurücksteckte. Scherl war genial, er war aber in gewisser Hinsicht auch ein Philanthrop, und er war vor allem ungeduldig. Schon vor dem ersten Weltkrieg war der Verlag dadurch in eine Lage gekommen, die Scherl schließlich zum Verkauf zwang. Im 'Freundeskreis' um Hugenberg, in der Schwerindustrie, fanden sich die Geldgeber. Scherl war zu jener Zeit schon ein kranker und im Grunde gebrochener Mann.In dem vorliegenden Hörspiel versucht der Autor ein Bild dieses Mannes und seiner Zeit, des Aufstiegs und der Hintergründe zu geben, die schließlich zum Besitzwechsel führten und Hugenberg ein Presseinstrument in die Hand gaben, das er am Ende verhängnisvoll zum größten Massenbeeinflussungsmittel in den zwanziger Jahren ausbaute.

A
A

Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Karl JohnAugust Scherl
Carl RaddatzHugo von Kupffer
Trudl Baumbach
Traute Daniels
Gudrun Genest
Georgia Holl
Luitgard Im
Lotte Lieck
Heidemarie Mann
Sigrid Pein
Edith Robbers
Waltraud Schmahl
Simone Stoll
Alexandra Weiss
Dieter Arnold
Jo Becker
Lothar Blumhagen
Joachim Boldt
Herbert von Boxberger
Kurt Buecheler
Wolfgang Conradi
Otto Czarski
Fritz Daniger
Franz Dannenbauer
Erich Fiedler
Dietrich Frauboes
Joachim Gehrke
Otto Graf
Karl Haas
Hans Wilhelm Hamacher
Herbert Hellwig
Klaus Herm
Helmut Heyne
Martin Hirthe
Gerd Holtenau
Erich Kestin
Hans Kwiet
Erik von Loewis
Paul Löffler
Sigurd Lohde
Gerd Martienzen
Klaus Miedel
Michael Nowka
André Obrecht
Paul Paulschmidt
Dieter Ranspach
Werner Roese
Wolfram Schaerf
Henning Schlüter
Peter Scholz
Siegfried Schürenberg
Klaus Sonnenschein
Heinz Spitzner
Erhard Stettner
Jürgen Thormann
Georg Tschersich
Hermann Wagner
Konrad Wagner
Paul Wagner
Kurt Waitzmann
Alexander Welbat
Eckart Werner
Hans Wiegner
Michael Wuschik
Wolfgang Zill


 

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

RIAS Berlin 1963

Erstsendung: 04.12.1963 | 93'30

Darstellung: