ARD-Hörspieldatenbank

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Originalhörspiel, Dokumentarhörspiel



Hans-Ulrich Wagner

Rückkehr in die Fremde?

Remigranten und Rundfunk in Deutschland 1945-1955


Technische Realisierung: Lydia Schön


Regie: Julian Doepp

Zur Ausstellung über Remigranten und Rundfunk, die vom 7. November bis 16. Dezember 2000 in der Bayerischen Staatsbibliothek in München gezeigt wird, präsentiert der Bayerische Rundfunk eine akustische Spurensuche. Das reichhaltige Archivmaterial ermöglicht ein facettenreiches akustisches Panorama, das viele Stimmen noch einmal zu Gehör bringt, darunter die des jungen Markus Wolf über das Urteil von Nürnberg; zu hören sind auch die Stimmen von Alfred Kantorowicz auf dem Ersten Deutschen Schriftstellerkongress oder von Theodor W. Adorno über die deutsche Nachkriegsgesellschaft. "Rückkehr in die Fremde?" wird zu einer akustischen Zeitreise in einen bisher wenig behandelten Bereich der Nachkriegsgeschichte. Rückkehr oder Bleiben? Für viele Intellektuelle, die während der nationalsozialistischen Herrschaft Deutschland verlassen mussten, stellte sich diese Frage bei Kriegsende. Sollten sie, deren Biographien so jäh unter- und vielfach gebrochen wurden, einen Neuanfang wagen, einen erneuten Start an jenem Ort unternehmen, der der Ausgangspunkt ihres Exodus gewesen war? "Rückkehr in die Fremde", "Rückkehr unter Vorbehalt", "Besuch in der Heimat" wurden zu Vorzeichen, unter denen Künstler und Schriftsteller versuchten, sowohl im Osten als auch im Westen Deutschlands zu wirken, nicht zuletzt beim Rundfunk, dem wichtigsten publizistischen Medium nach 1945. Welche Rolle spielten die Remigranten beim Aufbau des Rundfunks? Bekannte Lebenswege wie der von Alfred Döblin, der 1953 enttäuscht nach Frankreich re-emigrierte, stehen neben heute weitgehend vergessenen Schicksalen. Beispielsweise dem von Ernst Schoen, einem der wichtigsten Rundfunktheoretiker der Weimarer Republik, der Walter Benjamin für das Medium gewann. In mehreren Streifzügen werden u.a. die Aufgaben der deutschsprachigen alliierten Kontrolloffiziere, die Kommentare der aus dem Exil zurückgekehrten Publizisten zu den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen, die "große Kontroverse" um Thomas Mann, den Vertreter des sogenannten "anderen Deutschlands", sowie der deutsch-deutsche Ätherkrieg beleuchtet. Welche Rolle spielte der Rundfunk bei der Vermittlung der im Exil entstandenen Literatur? Auf welche Emigranten, die mittlerweile in Deutschland vergessen wa ren oder die sich nicht zur Rückkehr in das geteilte Land entschließen konnten, machten engagierte Redakteure aufmerksam? Welche Hörspielarbeiten von Emigranten waren zu hören?

Hans-Ulrich Wagner, geboren 1962 in Erlangen, arbeitet seit mehreren Jahren als freier Autor und Publizist in Wiesbaden. 1999 kuratierte er im Auftrag der Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv die Ausstellung über Remigranten und Rundfunk. Für den Bayerischen Rundfunk schrieb er "Der Münchner Hinkemann" (1993) und "Als der Krieg zu Ende war ... Das Hörspiel von Radio München 1945-1949" (1995).

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Axel WostrySprecher
Sabine KastiusSprecherin
Arnulf SchumacherZitator 1
Jochen StriebeckZitator 2


 


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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2000

Erstsendung: 06.11.2000 | 70'30

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