ARD-Hörspieldatenbank

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Feature


Anthologie Ars Acustica


Petra Maria Meyer

Wie wirklich ist die dargestellte Wirklichkeit?

Live-Event und Radiokunst


Redaktion: Klaus Schöning

Technische Realisierung: Ilse Sieweke, Werner Jäger

Regieassistenz: Carsten Schulz


Regie: Claudia Johanna Leist

"Im Oktober 1938 sendete das Mercury-Rundfunktheater in den USA das spektakuläre Science-Fiction-Stück "The War of the Worlds" von Orson Welles. Auf der Textgrundlage des Romans "Der Krieg der Welten" von H. G. Wells, die Howard Koch in ein Radio-Script transformierte und Orson Welles in Szene setzte, schildert das Hörstück den unwahrscheinlichen Umstand einer Invasion der Erde durch Marsmenschen im Reportagestil, einer Darstellungsform größtmöglicher Wahrscheinlichkeit. Die Hörer hielten die dargestellten Geschehnisse für real und Hunderte von Menschen begaben sich panikartig auf die Flucht. Sie sorgten auf diese Weise für einen tatsächlichen Ausnahmezustand. Die Sendung geht von diesem einmaligen Fall der Mediengeschichte aus und verfolgt die Konsequenzen, die eine Akustische Kunst im Radio aus den Möglichkeiten und Risiken einer "Inszenierung des Authentischen" in diesem Medium zieht. Während sie einerseits die Sinne schärft, der dargestellten Wirklichkeit kritisch gegenüberzustehen, macht sie andererseits empfänglich für die authentische Schaffenskraft der künstlerischen Darstellung und die Vielfalt der Klänge, die sie dem "Leben" zu entnehmen weiß. Akustische Kunst zeigt sich als künstlerische Antwort auf das "Leben/Life" und präsentiert sich in verschiedenen Spiel-Arten im Wechsel zwischen den Medien immer wieder anders als live-event. Hörstücke von Walther Ruttmann, Mauricio Kagel, John Cage und Bill Fontana sind ausgesuchte Beispiele für den Reichtum künstlerischer Möglichkeiten und das hohe Maß an kritischer Medienreflexion einer Akustischen Kunst." (Petra Maria Meyer). - Mit Ausschnitten aus "Der Krieg der Welten" von Klaus Schöning/Orson Welles, "Die Wirklichkeit des Radios ist die Wirklichkeit des Radios oder Essays zu H. G. Welles", "Ein Aufnahmezustand" von Mauricio Kagel; "Der Tribun" von Mauricio Kagel, "45 Minuten für einen Sprecher" von John Cage, gesprochen von Ernst Jandl, "Klangbrücke Köln-Kyoto" von Bill Fontana, "Weekend" von Walther Ruttmann und mit Äußerungen von Mauricio Kagel zu "Der Tribun", von John Cage in "Empty mind" von Klaus Schöning und von Schöning im Gespräch mit John Cage über "Roratorio".

Petra Maria Meyer, Studium der Fächer Deutsch/Philosophie. Tätigkeiten imTheater-, Radio- und Fernsehbereich. 1992 Promotion "Die Stimme und ihre Schrift. Die Graphophonie der Akustischen Kunst", publiziert 1993. Postdoktoranden-Stipendium der DFG. 1994-1996 C1-Assistenz Theaterwissenschaft an der Universität Mainz. 1997 Veröffentlichung des Buches "Gedächtniskultur des Hörens. Medientransformation von Beckett über Cage bis Mayröcker". 1996-1998 DFG-Habilitationsstipendium über "Theaterwissenschaft als Medienwissenschaft vor philosophischem Horizont". Zahlreiche Rundfunksendungen, Workshops, Aufsätze und Vorträge. Lehrbeauftragte der Kunstakademie Düsseldorf. Mitglied der Jury des "WDR-Prix Ars Acustica".

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Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
Eva Garg
Michael Evers


 


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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Westdeutscher Rundfunk 1999

Erstsendung: 23.10.1999 | 57'34

Darstellung: