ARD-Hörspieldatenbank

Hörspielbearbeitung, Kriminalhörspiel



Thor Kunkel

Ein Brief an Hanny Porter


Vorlage: Ein Brief an Hanny Porter (Roman)

Bearbeitung (Wort): Steffen Moratz

Technische Realisierung: Dietmar Hagen, Hans-Peter Ruhnert, Holger Kliemchen

Regieassistenz: Stanka Kossewa


Regie: Christoph Dietrich

Sie wollten einfach nur mal wieder für ein paar Tage ausspannen - in ihrem Appartement auf Hawaii, das das Ehepaar Richard und Hanny Porter vor einigen Jahren als Kapitalanlage gekauft hatte, und das sie das Jahr über an Feriengäste aus aller Welt vermieten. "So einfach kann das Leben sein", denkt die verwöhnte und attraktive Hanny Porter noch kurz vor ihrer Ankunft. Sie fliegt stets als erste voraus, als Aufklärungseinheit wie sie sagt, bevor ihr gestresster Richard - Besitzer einer Hühnerfarm und als solcher mittlerweile zum Hauptlieferanten für 'Kentucky Fried Chicken' aufgestiegen - auf dem bereiteten Terrain eintrifft. Diesmal jedoch findet Hanny eine unangenehme Überraschung vor - eine verunstaltete, nach Urin stinkende Wohnung und einen an sie gerichteten, handgeschriebenen Brief. Ellie, die Verfasserin der Zeilen, schildert, wie sie erstmals im Leben zusammen mit ihrem Ehemann Marv im Haus der Porters das Paradies kennen gelernt habe - ein Paradies, in dem ihnen weder zu leben noch zu sterben vergönnt ist. "Es muss doch ein beruhigendes Gefühl sein, zu wissen", bekommt Hanny zu lesen, "dass ärmere Menschen, wie wir zum Beispiel, ihren Ruhesitz finanzieren, nicht wahr?" Und auch das mit dem Uringeruch im Schlafzimmer sei weiter nicht so schlimm, schließlich würde der das Ungeziefer fern halten, aber Marv leide nun mal nach seiner Prostata-Operation an Bettnässerei. Und unversehens gerät das wohlsituierte Paar in einen leibhaftigen Alptraum: Marv und Ellie sind nicht, wie im Brief angekündigt, nach Hause gefahren. Der Neid der besitzlosen Alten ist derart geweckt, dass sie ihre Vermieter kurzerhand in Geiselhaft nehmen. "Lassen Sie uns ein paar Tage im Schatten Ihres Glücks ausruhen", bittet der über siebzigjährige Marv Borkmann fast freundlich - und stellt Hanny und Richard dabei mit einem "harmlosen Nervengift" ruhig. Das vom Leben geprellte, kranke Rentnerehepaar verlängert seinen Urlaub nun auf unbestimmte Zeit. Was soll ihnen schon geschehen? Lehrt der gerade laufende Prozess um den Ex-Footballstar O. J. Simpson nicht gerade eindrucksvoll, dass man sogar mit Mord ungestraft davon kommen kann und dass es keine Gerechtigkeit mehr gibt? "Rache am System" - so könnte man das übergreifende Thema des jungen Autors Kunkel nennen.

Thor Kunkel, geboren 1963, ist im Gallusviertel, dem verächtlich-zärtlich "Kamerun" genannten Armenhaus Frankfurts geboren und aufgewachsen. Für ein Kapitel aus seinem bis dahin unveröffentlichten Romanerstling "Das Schwarzlicht-Terrarium" erhielt er vor zwei Jahren den Klagenfurter Ernst-Willner-Preis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb. "Ein Brief an Hanny Porter" ist sein zweites Buch.

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Andrea SawatzkiHanny Porter
Christian BerkelRichard Porter
Traugott BuhreMarv Borkmann
Rosemarie FendelEllie Borkmann
Maria HappelRuthie


 

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Mitteldeutscher Rundfunk 2002

Erstsendung: 28.04.2002 | 22:00 Uhr | 59'21


VERÖFFENTLICHUNGEN

  • CD-Edition: WortArt 2002


REZENSIONEN

  • Rolf Floß: In: Sächsische Zeitung. 17.06.2002. S. 17.

Darstellung: