ARD-Hörspieldatenbank

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Hörspielbearbeitung



Michel Tournier

Kaspar, Melchior und Balthasar (2. Teil: Melchior und Herodes)


Vorlage: Kaspar, Melchior und Balthasar (Roman, französisch)

Übersetzung: Hellmut Waller

Bearbeitung (Wort): Margaret Obexer

Komposition: Henrik Albrecht

Technische Realisierung: Gertrudt Melcher, Mechthild Austermann

Regieassistenz: Maidon Bader


Regie: Claudia Johanna Leist

Die Weisen aus dem Morgenland, deren Lebensgeschichten und abenteuerliche Reise hier erzählt werden, gehören zu den schillerndsten und geheimnisumwobensten Gestalten im Neuen Testament. In seinem opulenten, farbenprächtigen Werk erzählt Michel Tournier, warum die drei Könige aufbrechen, um unter erheblichen Mühen dem Stern von Bethlehem zu folgen. Was führte zu diesem Entschluss? Was waren die Konsequenzen und persönlichen Erkenntnisse, die aus der Reise der drei Könige hervorgingen? Und wie kommt es, dass niemand vom vierten König erzählt hat: von Taor, der aufgrund seiner Leidenschaft für Süßes immer und überall zu spät kommt? Die spezifischen Kulturen, die sich in Gestalt der Könige begegnen, äußern sich bereits in der Art des Reisens: Kaspar, der junge schwarze König von Meroe, Liebhaber des Weihrauchs, macht sich mit einer Karawane aus 50 Kamelen auf den Weg; er sieht im Stern von Bethlehem seine Geliebte Biltine, eine betrügerische blonde Sklavin, die Kaspars Herz gebrochen hat. Balthasar, hochgebildeter König von Nippur, reist mit einer riesigen Schar von Pferden; im Gepäck hat er einen glühenden Klumpen Myrrhe. Der Stern bedeutet ihm einen geraubten Schmetterling, ein Symbol der Künste, die für Balthasar das teuerste Gut überhaupt darstellen. Der mittellose Prinz Melchior von Palmyrien geht zu Fuß - er ist auf der Flucht vor seinem mordgierigen Onkel, sein ganzer Besitz ist ein Goldstück, auf das das Antlitz seines Vaters geprägt ist. Prinz Taor von Mangalore, der vierte König, ist mit einem riesigen Aufgebot an kulinarischem Proviant, fünf Schiffen und fünf Elefanten unterwegs - wobei seine schöne Albino-Elefantin Jasmina während der Reise zu besonderen Ehren kommt. Der Prinz ist eigentlich auf der Suche nach einem Rezept für Rahat Lukum, einer besonders köstlichen Art des türkischen Honigs. Taor, ein ewig suchender, moderner Held, der sich über die inneren Beweggründe seiner Reise am wenigsten bewusst ist, stellt eine der buntesten und überraschendsten Figuren in diesem Hörspiel dar; neben Herodes, von dem ein sehr ambivalentes Herrscherbild gezeichnet wird: Herodes, der zu den grausamsten Despoten der Weltgeschichte zählt, gewährt König Melchior Einblick in die emotionale Unsicherheit und Verlorenheit eines Herrschers, der sein Leben lang nur gesiegt hat.

Michel Tournier, geboren 1924 in Paris, gilt als einer der erfolgreichsten französischen Schriftsteller der Gegenwartsliteratur. Er studierte Germanistik und Philosophie an der Sorbonne und an der Universität Tübingen; nach dem Studium verdiente er seinen Lebensunterhalt mit Übersetzungen aus dem Deutschen ins Französische, mit Zeitungsartikeln und Produktionen für den französischen Rundfunk. Von 1958 bis 1968 leitete er das Lektorat des Verlages "Plon", wechselte dann als Produzent zum französischen Fernsehen. Mit dem Roman "Der Erlkönig", seinem zweiten Buch, gelang Tournier 1970 der literarische Durchbruch: Er erhielt den Prix Goncourt, Frankreichs begehrtesten Literaturpreis. 1995 wurde Tournier mit der Goethe-Medaille ausgezeichnet. Sein Roman "Kaspar, Melchior und Balthasar" erschien 1980.

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Christian BerkelMelchior
Karlheinz TafelPilger
Horst MendrochBaktiar
Matthias HaaseAssur
Franz NagelGroßkämmerer
Hans-Peter HallwachsHerodes
Elenor HolderMariamne
Bodo PrimusObermundschenk
Alexander GrillAgent 1
Steffen GräbnerAgent 2
Ernst August SchepmannSarturnius
Angelika BartschAlexandra
Martin PäthelPassant


 


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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Westdeutscher Rundfunk 2001

Erstsendung: 17.12.2001 | 20:05 Uhr | 53'18


VERÖFFENTLICHUNGEN

  • CD-Edition: Random House Audio 2003


REZENSIONEN

  • Frank Olbert: In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 10.12.2001.

Darstellung: