ARD-Hörspieldatenbank


Originalhörspiel



Christoph Schlingensief

Rosebud


Technische Realisierung: Wolfgang Urzendowsky

Regieassistenz: Henning Nass


Regie: Christoph Schlingensief

Ein Gleichnis über Radikalismus, Privatheit und Politisierung: Am Ende geht der Verleger Rosmer unter im Sumpf seiner persönlichen und höchstprivaten Betroffenheit; ganz im Gegensatz zu seiner Frau Margit, die sich vor Radikalität in der Stunde der Weißglut förmlich selbst zerfetzt. Dazwischen changiert der Liberale Kroll. Der Antagonismus von politischem Einsatz und Rückzug ins Private, die Frage nach der Zwangsläufigkeit von Terrorismus in all seinen - auch neu erfahrenen - Dimensionen, sind dabei der zentrale Subtext des Hörspiels und schließen die brisante politische Arbeit kurz mit den virulenten Prozessen. "Ich kann das nicht, Kroll. Warum machen Sie es nicht alleine?" sagt der Abgeordnete und Verleger Rosmer, wenn Kroll ihn Hilfe suchend fixiert angesichts der Ödnis der politischen Medienlandschaft. Und doch: Sie tun etwas. Rosmer und Kroll gründen die Sonntagszeitung ZAS, die dem proklamierten Ende der Spaßgesellschaft den politischen Spaßjournalismus entgegen setzen will. Und prompt stürzt ihnen mit der Entführung der Kanzlergattin auch ein geeigneter Aufmacher ins Haus. Blöd nur, dass der ehrgeizige, auf den Pulitzer-Preis versessene Reporter Rolli Koberg den Coup inszeniert hat. Wahrheit muss werden! Und das liberal! Kroll läuft zu echter Raserei auf, unterstützt durch des Verlegers Ehefrau Margit, eine Ex-Terroristin und leicht entflammbare Bachmann-Epigonin. Durch den Sog der Ereignisse - und brüskiert von Ata-Ata - wird sie rückfällig. Sie verbarrikadiert sich mit ihren Kindern Gernot und Susi im Haus, freut sich aber dennoch in all dem Durcheinander für ihren Mann, wenn sich die Weltereignisse für einen kurzen Moment vor sein neues, alles überschattendes Problem der Penisverholzung drängen. Doch mittelfristig können weder Margits Kampf um linke Ideale noch Krolls Ringen um die Reinheit der Mittel es verhindern: Rosmer fällt zurück auf sich selbst. "Sehen Sie", ruft Margit in letzter Aufbäumung, "das ist die Qualität des Hörspiels: Hier kann man Dinge tun, die draußen schon lange nicht mehr ... " Die Entstehung des Hörspiels wurde von der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen gefördert.

Christoph Schlingensief, geboren 1960, sorgte mit Filmen ("Kettensägenmassaker", "Terror 2000", "United Trash", "Die 120 Tage von Bottrop"), Theaterinszenierungen und Polit-Aktionskunst ("Chance 2000", Wiener Containerdorf) transmedial für Aufsehen. Sein Radio-Debut entstand 1997 ("Rocky Dutschke 68"); das Hörspiel "Lager ohne Grenzen" verarbeitete zwei Jahre später den medialen Umgang mit Kosovokrieg und Flüchtlingselend. Beide Stücke wurden mit dem Prix Europa ausgezeichnet. In der Bühnenfassung wurde "Rosebud" im Dezember 2001 an der Berliner Volksbühne uraufgeführt.

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Volker SpenglerRosmer
Martin WuttkeKroll
Sophie RoisMargit
Marc HosemannGernot, Rosmers Sohn
Sachiko Hara-FrankeSusi, Rosmers Tochter
Bernhard SchützBundeskanzler
Margarita BroichDoris, seine Frau
Werner BrechtHeisenberg
Margit CarstensenErzählerin


 


Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Westdeutscher Rundfunk 2002

Erstsendung: 04.03.2002 | 39'05


VERÖFFENTLICHUNGEN

  • CD-Edition: Patmos 2004
  • CD-Edition: Random House Audio 2005


AUSZEICHNUNGEN


REZENSIONEN

  • Markus Collalti: In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 04.03.2002. S. 52.
  • N. N.: In: Funk-Korrespondenz. 51. Jahrgang. Nr. 8. 21.02.2003. S. 26.
  • Jochen Meißner: In: Funk-Korrespondenz. 51. Jahrgang. Nr. 29. 18.07.2003. S. 7.
  • N. N.: In: epd Medien. Nr. 14. 22.02.2003. S. 25.
  • Jutta Heess: In: Frankfurter Rundschau. 07.07.2003. S. 14.

 

 

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