ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel, Porträt
Jane Austen oder Bildnis einer Dame beim Romane schreiben (Einteilige Fassung)
Miniaturen aus dem 17. und 18. Jahrhundert
übersetzt aus dem Englischen
Übersetzung: Ursula Grawe, Christian Grawe, Margarethe Rauschenberger, Angelika Beck
Bearbeitung (Musik): Heinz von Cramer
Technische Realisierung: Günther Kasper
Regieassistenz: Lena Scholz
Regie: Heinz von Cramer
Jane Austen, die in Gesellschaft "als nichts anderes angesehen wurde als ein Feuerhaken oder ein Kaminschirm oder irgend ein anderes dünnes oder aufrechtes Stück Holz oder Eisen, das friedlich und still die Ecke ausfüllt" (so eine Freundin), fand im Schreiben zu einer Form der Selbstverwirklichung, die den meisten englischen Frauen innerhalb der patriarchalischen Gesellschaftsordnung des 18. Jahrhunderts versagt geblieben war. Ein frühes Werk wie "Die drei Schwestern" nutzt die konventionelle Form des Briefromans, um gesellschaftliche Konventionen zu verspotten: Dass zwei Menschen, die sich nicht ausstehen können, nur um des Standes und Geldes willen heiraten, war Jane Austen zuwider. Sie sollte ihr Leben lang unvermählt bleiben, im Hause ihrer Eltern leben und Romane schreiben. Romane, die in der Weltliteratur ihren Platz fanden und die Werke anderer romantischer Schriftstellerinnen Englands überflügelten. Jane Austens Sinn für die feinen Gefühle ihrer Charaktere, die sie innerhalb erstarrter Lebensformen sichtbar zu machen und mit leiser Ironie zu versetzen wusste, ist seit dem großen Erfolg des Hollywoodfilms "Sense and Sensibility" nicht nur Literaturliebhabern bekannt. In einem musikalisch klangvollen Mosaik aus Briefstellen, Fragmenten, Tagebuchauszügen und Romansegmenten rekonstruiert Heinz von Cramer ein Lebensbild Jane Austens. Es ist ein Spiegelkabinett, in dem sich reale und fiktive Figuren zu einem Bewusstseinsporträt vereinen.
Heinz von Cramer, geboren 1924 in Stettin, lebt seit 1952 als freischaffender Autor und Regisseur in Italien. Er gilt als Wegbereiter und führender künstlerischer Realisator neuer, experimenteller Radiotexte. Zahlreiche Hörspiele wurden in seiner akustischen Gestaltung mit dem "Hörspielpreis der Kriegsblinden" und dem international renommierten "Prix Italia" ausgezeichnet. Der WDR sendete zuletzt eine Produktion von ihm und der Band Underkarl: "Underkarl's Travels. Eine Ausschweifung" (1999).