ARD-Hörspieldatenbank


Hörspielbearbeitung



Damien Owens

Schlimmer geht immer (1. Teil)


Vorlage: Schlimmer geht immer (Roman, englisch)

Übersetzung: Kristian Lutze

Bearbeitung (Wort): Robert Schoen

Technische Realisierung: Daniel Senger, Regine Schneider

Regieassistenz: Mark Ginzler


Regie: Robert Schoen

In Dublin eine Wohnung zu suchen, ist eine Erfahrung, die Narben hinterlässt, wie ein Kriegseinsatz oder der Besuch einer Schule der Christlichen Brüder. In meinen ersten eineinhalb Jahren hier hatte ich fünf verschiedene Behausungen, jede wie aus einem Gemälde von Hieronymus Bosch, nur kälter und feuchter und weniger angenehm bevölkert. Und die Vermieter ... Nach ein paar Tagen fängst du an, dich zu hassen, weil du ein scharfes Küchenmesser besitzt und sie trotzdem leben lässt. "Kompakt", sagen sie mit einem Kopfnicken und breiten ihre Arme in einem kackbraunen Schuhkarton aus, "verkehrsgünstig und möbliert", erläutern sie zwinkernd, während ein geklauter Jameson-Aschenbecher vom Getöse der Straße zitternd von einem dreieinhalbbeinigen Couchtisch rutscht. Du siehst den Vermieter verzweifelt an und denkst: "Ich muss dich jetzt ermorden." Aber das sagst du natürlich nicht. Du sagst: "Ich muss es mir noch mal überlegen." Denn es könnte, Gott steh dir bei, das beste Angebot sein, das du kriegst. Joe, Anfang 20, unwilliger PR-Berater und begeisterter Hobby-Drehbuchschreiber, hat in Dublin ein Wohnschlafzimmer ohne Tageslicht mit einer Inneneinrichtung wie im Polen des 19. Jahrhunderts ergattert. Aber das ist nicht das Schlimmste in seinem Leben: Joes Familie steuert auf eine Katastrophe zu, seine Traumfrau, eine smarte Großstadt-Amazone, hält ihn für geistig zurückgeblieben und sein langweiliger Job in einer PR-Agentur stinkt ihm. Als seine kleine Schwester Deirdre von einem Typen schwanger wird, der sie öffentlich als "Dorfmatratze" bezeichnet, wird Joe von seiner verwitweten Mutter nach Hause zitiert. Doch Joe hat keine Ahnung, was sie eigentlich von ihm erwartet: Vendetta? Das ist nicht sein Ding. Und dann wird seine Firma mit einem streng geheimen wie anrüchigen Auftrag betraut. Sie soll die Schließung eines ortsansässigen Betriebs begründen, ausgerechnet jenes Betriebs, in dem seine Traumfrau arbeitet. Das Leben fordert Entscheidungen, doch Joe flüchtet sich lieber in sein Drehbuch und hofft auf eine Karriere in Hollywood. Als Ort, an dem man seine Freunde trifft, hatte das Jolly's lediglich eines für sich: es wurden Getränke ausgeschenkt. Zutreffender hätte der Pub eigentlich Miesepeter's oder einfach Drecksack's heißen müssen - je nachdem, ob man den Wirt oder die Inneneinrichtung meint. Es war Freitagabend, und wir waren die übliche Truppe - Stevie, Go-Go, Norm und ich. Norm hatte uns gerade erzählt, auf welche Tour er wieder mal eine Frau ins Bett gekriegt hatte, als eine blasse Hand auf seine Schulter klopfte. Sie gehörte zu meiner Traumfrau. "Ich konnte nicht umhin, euer 'Gespräch' mit anzuhören", sagte sie gemessen. "Ihr seid der erbärmlichste Haufen, der mir in meinem ganzen Leben untergekommen ist." Hätte Norm jetzt seinen Mund gehalten, wäre sie vielleicht gegangen. Aber es kam anders. Norm fixierte sie mit lauerndem Blick und erklärte in beträchtlicher Lautstärke: "Ihr scheiß Lesben seid doch alle gleich." Mit Situationskomik und spritzigen Dialogen schildert Owens einen liebenswerten Loser auf dem schmalen Grat zwischen Unsicherheit und Selbstüberschätzung.

Damien Owens, geboren 1971 in Monaghan/Irland, studierte englische Literatur in Belfast. Er arbeitete als Werbetexter und als freier Journalist für verschiedene Zeitschriften. Sein Debütroman "Schlimmer geht immer" wurde in der Irish Times vorab gedruckt. Owens lebt in Dublin.

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Tim SeyfiErzähler
Doris KunstmannMum
Dagmar AltrichterNonne
Wolfgang BahroNorm
Frank StöckleStevie
Boris AljinovicGo-Go
Helmut KraussHug
Christiane LeuchtmannJulie
Joachim KerzelLeitfaden
Irina WankaCatherine
Heinrich GiskesBusfahrer


 


Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Südwestrundfunk 2002

Erstsendung: 18.11.2002 | 14:05 Uhr | 33'00


REZENSIONEN

  • Stefan Fischer: In: Süddeutsche Zeitung. 19.11.2002. S. 15.

Darstellung: