ARD-Hörspieldatenbank


Hörspielbearbeitung, Monolog



Albert Ostermaier

Vatersprache


Vorlage: Vatersprache (Theaterstück)

Technische Realisierung: Wilfried Hauer, Angelika Haller

Regieassistenz: Stephanie Samesch


Regie: Ulrich Lampen

Wolf, ein junger Mann, kommt aus dem Ausland nach Deutschland, in die leere Wohnung seines verstorbenen Vaters, den er nie kennengelernt hat. Ebenso fremd geblieben wie der eigene Vater ist ihm Deutschland, ein Land, in dem er nie gelebt hat. In der Wohnung zurückgelassen wie ein Vermächtnis findet Wolf einen riesigen, verschlossenen Eichenschrank. Vor diesem Möbel beginnt er sich den Vater in einem inneren Monolog zu imaginieren. Kindheitserinnerungen, momentane Eindrücke, Wunschvorstellungen, Projektionen, aber auch Hassgefühle fließen in assoziativer Weise ineinander. Der Sohn begibt sich in ein Zwiegespräch und auf die Suche nach Spuren, die seinem unbekannten Vater und seinem Vater-Land zumindest Umrisse verleihen und gleichzeitig Licht auf seine Identität als Sohn und als Deutscher werfen könnten. "Er hat die ganze Wohnung leer geräumt bis auf den Schrank. Die Regale aus den Wänden gerissen, die Bilder abgehängt bis auf ihren schwarzen Rand. Nur an den Schatten erkenne ich wie er lebte. An den Druckspuren im Teppich. Dem Geruch der Zeit. Die frische Farbe, die nur für eine Wand reichte, die Nägel, die er vergaß. Ihr Rost, das Namenschild, der Fußabstreifer. Ich stand auf ihm als ich den Schlüssel suchte. Stand wie er vor der Tür. Meine Schuhe in seinen Abdrücken." (Albert Ostermaier) Albert Ostermaier schrieb "Vatersprache" als Theaterstück für die Ruhr-Triennale 2002.

Albert Ostermaier, geboren 1967 in München, arbeitete eng mit dem Komponisten und Gitarristen Bert Wrede zusammen. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Lyrik-Preis des PEN Liechtenstein (1995) und den Ernst-Toller-Preis (1997). Im Jahr 2000 war er künstlerischer Leiter des Poesiefestivals Lyrik am Lech, 2001 Writer-in-Residence an der New York University. Zu seinen Lyrikveröffentlichungen zählen u.a. "fremdkörper hautnah" (1997), "Herz Vers Sagen" (1995), "Heartcore" (1999), zu seinen Stücken u.a. "Zwischen zwei Feuern. Tollertopographie" (1993), "Tatar Titus" (1997), "Letzter Aufruf" (2000), "99 Grad" (2001) und zu seinen Hörspielen "Radio Noir" (BR/WDR 1999), "Heartcore" (BR/Marstall 1999), "Erreger" (BR 2001).

A
A

Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
Christoph Zapatka


 


Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2003

Erstsendung: 07.07.2003 | 34'05


REZENSIONEN

  • Waldemar Schmid: Funk-Korrespondenz. 51. Jahrgang. Nr. 28. 11.07.2003. S. 24f.

Darstellung: