ARD-Hörspieldatenbank


Kurzhörspiel



Jürgen Becker

Hausfreunde



Regie: Klaus Schöning

Wer Jürgen Beckers Prosa genau gelesen hat, wird sie auch gehört haben; denn wie sie geschrieben ist, so ist sie auch gesprochen: Von einer Vielzahl von Stimmen, die freilich weniger mit bestimmten Figuren identisch, sondern Äußerungen eines aufgelösten Bewusstseins sind. Der Schritt von seinen Texten ins Medium des Hörspiels ist für Jürgen Becker darum nur zwangsläufig: Die Stimmen verselbständigen und konkretisieren sich; sie konstituieren einen Zusammenhang sprachlicher Verhaltensweisen. Die Hörspiele von Jürgen Becker entsprechen dabei keinem dramaturgischen Muster; sie sind weitere Beispiele seiner offenen, unbestimmten, freien Schreibweise und zugleich stehen sie für die neuen Tendenzen ein, die das Hörspiel in der aktuellen Phase seiner Geschichte eingeschlagen hat. So werden in diesen Stücken keine Fälle dramatisiert, keine Geschichten in die akustische Szene übersetzt; sie demonstrieren vielmehr einen Kontext von Redensarten und Sprechweisen, die allein von bestimmten thematischen Impulsen gesteuert werden. Auch die sogenannten "Hausfreunde" sind keine identifizierbaren Figuren und auch die Stimmen sind überall denkbar, wo gewohnt, geschlafen, gebaut, umgezogen, eingerissen, renoviert, der Besitz gewechselt, der Rasen gemäht, der Keller aufgeräumt, der Nachbar nicht mehr gegrüßt, ein Hausfreund beobachtet, ein Brand gelegt und weiter alles gemacht und getan wird, was mit Hausbesitz, Hausordnung, Hausfriedensbruch, Hausherren, Hausfrauen und Häusern zu tun hat. Nicht anders als in seinen "Feldern" und "Rändern" demonstriert Jürgen Becker damit zeitgenössische Denk- und Lebensweisen: Mit ihren Verdrängungen und Illusionen, in ihrem restaurativen Status, in ihrer blinden Ideologie, in ihrer Hoffnung auf Veränderung und Erneuerung. Ort der Handlung und die Anzahl der Sprecher sind unbestimmt: Ein offenes Textangebot für den Realisateur. . "Hausfreunde", das dritte Hörspiel von Jürgen Becker, ist eine Auftragsarbeit für den WDR.

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Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
Karin Buchali
Giselheid Hönsch
Gisela Trowe
Wolfgang Forester
Rudolf Kleinfeld-Keller
Wolfgang Peau
Heinz Schacht
Wolfgang Wahl


 


Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Westdeutscher Rundfunk 1969

Erstsendung: 16.10.1969 | 28'25

Darstellung: