ARD-Hörspieldatenbank

Originalhörspiel



Friedrich Dürrenmatt

Der Prozess um des Esels Schatten


Komposition: Georg Katzer

Technische Realisierung: Jürgen Wollermann, Monika Buley

Regieassistenz: Barbara Plensat


Regie: Edgar Kaufmann

Auf einer Geschäftsreise durch die sonnendurchglutete Hitzschlag-Ebene will Struthion sich in den Schatten des gemieteten Reitesels setzen, um sich etwas zu erholen, aber der Eselbesitzer und -treiber Anthrax bestreitet ihm das Recht dazu, weil der Schatten nicht mitgemietet sei. Der Streit der beiden wird vom Stadtrichter um ein Haar geschlichtet, doch da gesellt sich den Kontrahenten je ein Advokat bei. Beide Advokaten bringen, teils aus wissenschaftlichen Gründen, teils um die Sache der Proletarier gegen die Ausbeuter zu vertreten, ihre Mandanten buchstäblich um Weib und Kind, Hab und Gut. Sie machen die Auseinandersetzung zu einer Sache der gesamten Republik: Der Latrona-Oberpriester wird gegen den Jason-Erzpriester aufgebracht, beide werden gesellschaftlich aufs schwerste kompromittiert, der Streit wird »eine Angelegenheit der Philosophie, der Ideale und weiß Gott was für heiliger Güter«, der Freiheits- und Fortschrittsglaube und die Privatwirtschaft stehen gegen den Aberglauben und das Recht der Schwachen, Staats- und Volksversammlung erheben ihre Stimme, der Fremdenverkehr, der Tierschutz, die Zünfte schalten sich ein, und schließlich offeriert der Direktor der friedliebenden Korinther Waffen-AG auch schon Schwerter, Wurfspeere und Libanonzedernschilde. Entschieden wird das Ganze jedoch - radikal durch den immer trunkenen Vollblutkapitän Tiphys, der, eine - von Brecht übernommene - Seemannsballade singend, sich von beiden Parteien, der Esel- und der Schattenpartei, gewaltig bestechen läßt und mit seinen Mannen im Auftrag beider Lager beide gegnerischen Tempel und die ganze Stadt in Flammen setzt. Als am Ende die Interessenten und Kontrahenten in den rauchgeschwärzten Ruinen ihrer Stadt stehen, ergreift zum erstenmal derjenige das Wort, der, obwohl der Mittelpunkt, bisher stets geschwiegen hat. Zweifelnd fragt er sich: »War ich in dieser Geschichte der Esel?« 

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Hans-Joachim HanischStruthion, der Zahnarzt
Peter DommischAnthrax, der Eseltreiber
Helga HahnemannKrobyle, sein Weib
Gerhard Bienertder Stadtrichter Philippides
Herwart GrossePhysignatus, Advokat
Walter JupéPloyphonus, Advokat
Marianne WünscherPeleias, die Putzmacherin
Jürgen HoltzMastax, der Helmschmied
Helmut Müller-LankowKapitän Tiphys
Else Grube-DeisterIris, seine Braut
Irmgard DürenTeresia, Tänzerin
Heinz ScholzOberpriester Strobylus
Willi SchwabeErzpriester Agathyrsus
Fritz DechoAssessor Miltias
Friedo Solterder Esel
Robert Trösch
Otto Stark
Erik S. Klein
Theo Mack
Hans Hartmann
Johannes Maus
Erich-Alexander Winds
Hans Hildebrandt
Gerhard Lau
Werner Troegner
Guido Matschek
Siegfried Seibt
Alexander Leuschen


 

Hörspielkomplex im Funkhaus Nalepastrasse (DDR) - © DRA/Karl Dundr


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Rundfunk der DDR 1967

Erstsendung: 29.05.1967 | 19:30 Uhr | 93'41


Im Deutschen Rundfunkarchiv verfügbar


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