ARD-Hörspieldatenbank

Hörspielbearbeitung



Rolf Hochhuth

Soldaten – Nekrolog auf Genf


Vorlage: Soldaten. Nekrolog auf Genf (Theaterstück)

Bearbeitung (Wort): Bernd Grashoff

Technische Realisierung: Hans Greb, Irene Thielmann

Regieassistenz: Hans Eichleiter


Regie: Peter Schulze-Rohr

Der britische Premier Winston Churchill steht im Mittelpunkt des Dramas, mit dem der Autor für eine internationale Luftkriegskonvention eintritt. Churchills Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Bischof Bell über den totalen Bombenkrieg gegen Deutschland ist zentrale Handlung. Der Autor vertritt die These, Churchill habe zugelassen, daß der polnische Exilpremier Sikorski im Interesse des britischen Kriegsbündnisses mit der Sowjetunion vom britischen Geheimdienst in einem geschickt inszenierten Flugzeug-"Unfall" umgebracht wurde. (Pressetext des Hessischen Rundfunks)

Wie bereits nach der Uraufführung von Hochhuths erstem Bühnenstück "Der Stellvertreter" (1963) reichten auch die Kritiken über "Soldaten" von begeisterter Zustimmung bis zu erbitterter Ablehnung. Man lobte den mitreißenden moralischen Zorn des Autors, seine bohrende Aufrichtigkeit, sein Talent für die pointierte Zuspitzung eines dramatischen Konflikts. Aber man warf ihm auch vor, seine historischen Quellen zu vernebeln (wichtige Dokumente zum Beweis einiger von ihm aufgestellter Behauptungen will er noch 50 Jahre im Safe einer Züricher Bank geheimhalten lassen); man verübelte es ihm, daß er die Vergangenheit anderer Völker, nicht die des eigenen Volkes zu bewältigen suche; man rügte schließlich, daß der Autor in einer Zeit der anonymen Verwaltungsapparate den historischen Prozeß immer noch von den Entscheidungen hervorgehobener Einzeltäter herleiten zu können glaubt. Doch wie Immer die literarische Kritik urteilen mag — allmählich zeichnet sich für "Soldaten" ein internationaler Erfolg ab, der dem von Hochhuths erstem Bühnenstück mindestens nahekommen wird. Das Werk ist aber nicht nur ein kulturelles, sondern auch ein politisches Ereignis, ln England, wo die Aufführung des Stücks bis heute verboten ist, wurde ein Untersuchungsausschuß beauftragt, die Vorfälle, die zu dem Tod des polnischen Exilministerpräsidenten Sikorski führten, zu überprüfen. In mehreren europäischen Länderparlamenten kam es nach den Aufführungen zu Anfragen, wie weit für den Kriegsfall der Schutz der Zivilbevölkerung durch internationale Abmachungen gesichert sei. Hochhuths Stück (Uraufführung: Berlin 1967) war geplant als Manifest gegen den Bombenkrieg. Im Untertitel "Nekrolog auf Genf" verbirgt sich eine Anklage gegen das Rote Kreuz, das die Genfer Konvention bis heute nicht um einen Passus zu erweitern vermochte, der die Bombardierung von Zivilisten ebenso ächtet wie z. B. die Erschießung von Gefangenen. In der Beschäftigung mit seinem Stoff scheint der Autor jedoch mehr und mehr durch jene Person fasziniert worden zu sein, die mit dem Thema Bombenkrieg unlösbar verbunden ist: Winston Churchill. Thema wurde damit die verantwortungsbeladene Persönlichkeit im Konflikt zwischen Macht und Moral. Jene Bombenteppiche, die für die Bewohner der deutschen Großstädte in den letzten Kriegsjahren Brand und Verderben brachten, mußten in den Augen des Strategen Churchill zugleich eine Verkürzung des Krieges und damit eine Verringerung der Opfer auf der eigenen Seite bedeuten. Wie war in diesem Konflikt eine "saubere" Lösung möglich? Das ist die Frage, um die es schließlich In Hochhuths Stück geht.

"Autoren müssen das schlechte Gewissen Ihrer Nation artikulieren, weii die Politiker ein so gutes haben": Theater bedeutet also für den heute 37jährigen Autor "moralische Anstalt" - ganz Im Sinne Schillers, der den "Frevel der Mächtigen" vor den "schrecklichen Richterstuhl der Schaubühne gezerrt" wissen wollte "zum schauervollen Unterricht der Nachwelt".

Ein wesentliches Element In Hochhuths Konzeption sind die Regieanweisungen und Zwischentexte seines Stücks, die — ähnlich wie bei G. B. Shaw — nicht selten zu detailliert analysierenden historischen Exkursen auswachsen. Die Hörspielfassung kann von diesem "Hintergrundmaterial" mehr als jede Bühnenaufführung zur Kenntnis bringen. (Pressetext des Bayerischen Rundfunks)

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Heinz KlevenowDorland, Regisseur
Hans Michael RehbergSein Sohn, Oberleutnant der RAF
Eberhard Müller-ElmauSteinmetz
Wolfgang ReichmannS.M. Premierminister
Robert MichalSikorski, Polens Premierminister
Paul VerhoevenBischof von Chichester
Gert KellerBrooke, Chef des Empire-Generalstabs
Kurt LieckBaron Cherwell
Klaus SchwarzkopfClark, Group-Captain des Bomberkommandos
Fritz WepperKocjan, Hauptmann der Warschauer Untergrundarmee
Gisela ZochHelen, Leutnant des Women's Royal Naval Service
Hannes MessemerLuftmarschall Harris
Harry KalenbergDeutscher Offizier
Hans KorteFranzösischer Offizier
Hans ClarinJapanischer Offizier
Horst SachtlebenBritischer Offizier
Joachim WichmannTonmeister der BBC
Claudia Bethge
Hellmut Lange
Christoph Quest
Fritz StrassnerSprecher


 

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk / Hessischer Rundfunk 1969

Erstsendung: 07.04.1969 | 141'20

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