ARD-Hörspieldatenbank
Hörspiel
Rauchen
Regie: Jörg Franz
"Rauchen ist seine Angstgewohnheit, die von allen seinen Gewohnheiten sein Gefühl für Sittlichkeit noch am wenigsten verletzte. Sitte macht süchtig, und Sucht macht immer mehr Sucht. Indessen weniger, um sein Leben zu retten, mehr in machtloser Erzürnung schaltet dieser Teerbruder plötzlich um von Sitte und Moral: Er unterwirft sich der Macht der Zigarette über ihn, er kapituliert und gibt zu, daß schon eine einzige Zigarette stärker ist als er. Nie mehr rauchen? Das schafft er nicht Aber heute, nur für einen Tag heute, mithin jetzt die erste Zigarette liegen zu lassen, das probiert er. - Alles wirft dieser Kerl nun an die Front: Gattin, Freundin, Freund, selbst Wagner ... Das alles ist tiefernst, aber nicht tragisch. Dieser Egoist entdeckt in sich selber keine Spur von Interesse, die Tabakindustrie, die Zigarettenwerbung, den Staat mit der Tabaksteuer, die eingetretenen allgemeinen Verheerungen anzuklagen. Die Verrottung ringsum berührt nicht seinen trägen und boshaften Charakter. Er will nur einen einzigen befreien, nämlich sich. Das müßte möglich sein, und das Mögliche genügt ihm. Er will nur entdecken, ob es ihm gelingt, 24 Stunden lang die erste Zigarette liegen zu lassen. Ist ihm das Minimum möglich? Und was passiert nun währenddem? Das Hörspiel zeigt die ersten fünf Tage." (Ernst Herhaus)
