ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Die Verfehlung
Hörspiel nach Briefen und Tatsachenmaterial
Vorlage: Briefe und Tatsachenmaterial
Regie: Raoul Wolfgang Schnell
März 1945: Die Familie Haller bekommt die Nachricht, daß ihr Sohn Friedrich-Wilhelm im Kriegslazarett an einer Vergiftung gestorben ist. In Briefen der Eltern an den Sohn und die jeweiligen Vorgesetzten, Briefen des Sohnes an die Eltern, Stellungnahmen der Vorgesetzten und offiziellen Mitteilungen, in fiktiven Gesprächen und Originalton- Dokumenten wird der Fall des Friedrich-Wilhelm Haller aufgerollt: Als Minderjähriger wurde er eingezogen, auf Wunsch der Mutter zur Marine, doch Sensibilität und kränkelnde Gesundheit machen es dem Jungen schwer, den Strapazen eines Offizierslehrganges gewachsen zu sein. Er zieht die Mißachtung der Vorgesetzten auf sich, wird schließlich des Kameradendiebstahls beschuldigt und vom Kriegsgericht für diese Verfehlung verurteilt, die er vergeblich als irrtümliches Vertauschen von Wäschestücken zu erklären versucht hat. Endstation seiner von der Mutter für ihn erhofften Karriere sind die Strafkompanien. Helga M. Novak, zur Zeit Stadtschreiberin in Bergen-Enkheim, gibt mit diesem Hörspiel nach Briefen und Tatsachenmaterial ein eindringliches Beispiel von der Selbstüberschätzung der eigenen Macht und der Nichtachtung der Menschenwürde im Dritten Reich. Aufgezeigt werden die ganze Kaltblütgikeit des Militärs, die mangelnde Selbstverantwortung der Oberen; deutlich wird aber auch, wie negativ sich der Ansporn zu "deutschen" Tugenden, wie Fleiß, Unterordnung und Strebertum, auswirken können. Helga M. Novak, geboren 1935 in Berlin, studierte Philosophie und Journalistik in Leipzig, lebt jetzt als freischaffende Schriftstellerin in Frankfurt am Main. Der WDR produzierte unter anderem von ihr die Hörspiele "Ballade von der kastrierten Puppe" (1972) und "Monolog eines Buchhändlers" (1976). Sie veröffentlichte zuletzt den Roman "Die Eisheiligen".