ARD-Hörspieldatenbank
Hörspiel
Wilde
Übersetzung: Martin Walser
Komposition: Enno Dugend
Regie: Friedhelm Ortmann
Mr. West, britischer Botschaftsangehöriger in Rio de Janeiro und Lyriker, kinder- und freudlos verheiratet, ist von einem Kommando der Stadtguerilla überfallen und entführt worden; sein Bewacher, ein junger Intellektueller namens Carlos, erläutert ihm die Lage, die Gründe für die Aktion sowie die Forderungen der Entführer: Freilassung von 25 politischen Gefangenen und öffentliche Verlesung eines Manifests, das protestiert gegen staatliche Zensur, Entmachtung und Opposition, Todesstrafe, Korruption der Justiz, Folter in den Gefängnissen, gegen den Ausverkauf des Landes an nordamerikanisches Kapital. Mr. West, Autor einiger Lyrikbände, hat sich in seiner Freizeit, aus Passion, mit der Kultur und Geschichte der erbarmungslos ausgerotteten Indianervölker Brasiliens beschäftigt; stationenweise erfährt man, wie und durch wen er überhaupt darauf kam, sich um diese versunkene, verlorene Kultur zu kümmern. Aus dem Munde Carlos' muß Mr. West nun erfahren, daß das Indianerproblem für die brasilianische Revolutionäre nur eine sekundäre Rolle spielt. Ein Stück, das aktuelle Probleme Brasiliens artikuliert, geschrieben von einem Europäer, der nicht predigen und überzeugen will, sondern Fakten und Bewußtseinsebenen nebeneinanderstellt und es dem Zuhörer überläßt, sich nach und nach den erschreckenden Reim selbst zu machen.
Christopher Hampton, einer der erfolgreichsten jüngeren englischen Dramatiker, wurde auch in der Bundesrepublik bekannt durch sein Bühnenstück "Der Menschenfreund", das vom Fernsehen der ARD ausgestrahlt wurde. (Pressetext)
