ARD-Hörspieldatenbank

Hörspielbearbeitung



Einar Schleef

Lange Nacht

Zum 60. Geburtstag von Einar Schleef


Vorlage: Lange Nacht (Theaterstück)

Bearbeitung (Wort): Gerhard Ahrens

Komposition: Peter Kaizar

Dramaturgie: Heide Böwe

Technische Realisierung: Dietmar Hagen, Holger Kliemchen

Regieassistenz: Tobias Barth


Regie: Barbara Plensat

Mit ihrem elenden Alltagsleben und ihren Erinnerungen ist die Rentnerin Gertrud allein gelassen. Ihr Mann ist tot, die Söhne sind im Westen. Die Republikflucht des Jüngeren, ihres Filius, hat sie mit schmerzhaften Demütigungen bezahlt. Bei einem endlich genehmigten Westbesuch treibt sie die Söhne in ihrer Not und Wut gegeneinander. Die Kleinstadt Sangerhausen im Tal des Kyffhäusers ist der Fokus ihrer Welt. Mit berserkerhafter Kraft wälzt Gertrud ruhelos ihre Erinnerungshaufen in anhaltinischem Koberlatein, einer proletarischen Sprache jenseits gewohnter Genierlichkeiten. Das wenige Schöne, das sie sich gönnt, ist die Sehnsucht nach ihrem Mann. Nach der Wende, sie ist jetzt 83, geht es mit ihr bergab. Es kommt zum Zweikampf mit ihrem Filius: Wachbleiben oder Schlafen, Erinnern oder Vergessen. - Eine lange Nacht. Es ist kein Aushalten, auch bei ihrem älteren Sohn. "Nur heime!" Auf den Trümmern ihres Elternhauses trennen sich die Brüder für immer. Die Mutter ist begraben, am Rand der Goldenen Aue, wie es ihr Wille war. Aus den Konvoluten zur Fortsetzung seines Prosawerkes "Gertrud" hat Einar Schleef das Theaterstück 'Lange Nacht' verfertigt, das erst nach seinem Tode erschienen ist. "Ich habe meiner Mutter eine Pyramide gebaut. Einfach Schotter übereinander für eine deutsche Familientragödie." (Schleef)

Einar Schleef (1944-2001), geboren am 17.01.1944 in Sangerhausen, studierte an der Kunsthochschule Weißensee Malerei und Bühnenbild. 1968 wurde er im Zusammenhang mit den Ereignissen des Prager Frühlings relegiert und arbeitete daraufhin in der Produktion. Er wurde an der Ostberliner Akademie wieder zugelassen. 1973 beendete er sein Studium. Zunächst arbeitete er als Bühnenbildner und Regisseur am Berliner Ensemble. Nach der Absetzung der Inszenierung von Strindbergs "Fräulein Julie" verließ Schleef die DDR. Ab 1976 lebte er als freier Schriftsteller, Regisseur, Bühnenbildner, Maler und Fotograf in Westberlin. In den folgenden Jahren arbeitete er vor allem an dem umfangreichen Roman "Gertrud" und wandte sich 1986 in Frankfurt am Main mit dem Antikenprojekt "Mütter" wieder der Theaterarbeit zu. 1993 kehrte er mit der umstrittenen erfolgreichen Uraufführung von Rolf Hochhuths "Wessis in Weimar" an das B erliner Ensemble zurück, wo er 1996 Brechts "Herr Puntila und sein Knecht Matti" inszenierte und den Puntila spielte. Weitere wichtige Inszenierungen waren u.a. "Ein Sportstück" (Wien 1998) und "Verratenes Volk" (Deutsches Theater Berlin 2000). Zu seinen Hörspielen zählen u.a. "Republikflucht" (1987), "Berlin-Begegnungen" (1982), "Abschlussfeier" (1983), "Gewöhnlicher Abend" (1985), "Totentrompeten" (MDR 1995). Im Juli 2001 starb Einar Schleef an Herzversagen.

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Monika LennartzMutter
Jürgen HoltzDer ältere Sohn
Thomas ThiemeDer jüngere Sohn
Bettina RiebeselChormitglied
Daniela SchoberChormitglied
Peter W. BachmannChormitglied
Torben KesslerChormitglied


 

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Mitteldeutscher Rundfunk 2004

Erstsendung: 20.01.2004 | 22:00 Uhr | 57'52

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