ARD-Hörspieldatenbank

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Hörspielbearbeitung, Monolog



Elfriede Jelinek

Erlkönigin


Vorlage: Erlkönigin (Theaterstück)

Komposition: Franz Hummel

Technische Realisierung: Olaf Dettinger

Regieassistenz: Susann Kirchner-Boller


Regie: Martin Zylka

Einem alten Brauch entsprechend wird die Leiche einer alten, berühmten Burgschauspielerin vor ihrer Beisetzung dreimal um das Wiener Burgtheater herumgetragen - doch in diesem Fall spricht die Leiche noch. In einem Monolog reflektiert die Doyenne ihr berufliches wie privates Leben als erfolgreiche, ja berühmte Schauspielerpersönlichkeit. Selbstbespiegelung und Selbstlob täuschen nicht darüber hinweg, dass sie als Schauspielerin tatsächlich eine große Macht über ihr Publikum ausgeübt hat. Ähnlich der Figur des Erlkönigs aus Goethes gleichnamiger Ballade, auf die sich der Titel bezieht, ist diese "Erlkönigin" eine Verführerin und war als solche den Nationalsozialisten zu Diensten. Sie ist den Reizen der Macht erlegen, ist eine von der Macht und deren Trägern Verführte, die ihrerseits ihr Publikum verführt, indem sie sich dessen Schwächen und Bedürftigkeiten zunutze macht. Sie weiß um das Bedürfnis des Publikums nach Führung und kennt ihre Funktion als Star innerhalb des gesellschaftlichen Systems ihrer Zeit. Selbst über den Tod hinaus lässt die Macht sie nicht los, lässt sie die Macht nicht los: Machthörig durch und durch steht sie auch für eine immerwährende Gestrigkeit, die nicht nur in der Alpenrepublik überlebt hat. Das Stück - erster Teil von Jelineks Trilogie "Macht nichts" - lässt sich als Nach-Ruf auf die im Jahr 2000 verstorbene Schauspiel-Legende und "Ikone" Paula Wessely lesen. Den Mittelsatz bildet "Der Tod und das Mädchen II" (WDR 2004), den Schlusssatz "Der Wanderer" - auch dieser Titel Franz Schubert nachempfunden.

Elfriede Jelinek wurde 1946 in Mürzzuschlag, Steiermark geboren. Sie studierte am Wiener Konservatorium Orgel, später auch Komposition und immatrikulierte sich zusätzlich an der Universität in den Fächern Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte. Seit Mitte der 60er Jahre widmete sie sich der Literatur in Prosa wie Dramatik. Ihre Werke wurden mit zahlreichen renommierten in- und ausländischen Preisen bedacht. 2004 erhielt sie als höchste Auszeichnung und Anerkennung ihres Werkes den Nobelpreis für Literatur.

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Elisabeth TrissenaarErlkönigin


 


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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Westdeutscher Rundfunk 2005

Erstsendung: 12.10.2005 | 22:00 Uhr | 54'27


REZENSIONEN

  • Stefan Fischer: Süddeutsche Zeitung. 12.10.2005. S. 35. - Christian Deutschmann: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 13.10.2005. S. 40. - Waldemar Schmid: Funk-Korrespondenz. 53. Jahrgang. Nr. 42. 21.10.2005. S. 27.

Darstellung: