ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Im Schlitten Arthur Schopenhauers
übersetzt aus dem Französischen
Übersetzung: Frank Heibert, Hinrich Schmidt-Henkel
Dramaturgie: Gabriele Bigott
Technische Realisierung: Martin Seelig, Iris König
Regieassistenz: Katrin Martin
Regie: Ulrich Gerhardt
Sie sind hochgebildet und tiefbetrübt. Im mittleren Lebensalter angekommen, das die Todesgewissheit nicht mehr ignorieren kann, ergehen sie sich in ebenso banalen wie brillanten Redeschwällen, um ihre Midlife-Crisis zu beschreiben: "Ich sitze in einem Schlitten, der in den Tod fährt, im Schlitten meines Freundes Arthur Schopenhauer" - Ariel Chipman, der Philosoph, hat sich von seinem früheren Ideal Spinoza abgewandt und ist zum depressiven Schopenhauer-Jünger geworden. Nadine Chipman, selbst gepeinigt von den Schrecken des nahen Alters, ist von der Leidensattitüde ihres Mannes aufs äußerste genervt. Serge Othon Weil, Ariels früherer Kollege, predigt vollmundig einen Optimismus, den er "überwundenen Pessimismus" nennt und glaubt statt an Lebenssinn lieber an wachsende Märkte. Und selbst die Psychiaterin, von der doch Zuspruch zu erwarten wäre, verliert sich beim Anblick einer alten Frau, die ihr auf dem Trottoir den Weg versperrt, in eigenen Ängsten und Aggressionen. - Vier Menschen, vier sich kreuzende Reden. Sehr traurig, se hr komisch. Vier Menschen hätten einander viel zu sagen und reden aneinander vorbei.
Yasmina Reza, 1959 geboren, lebt und arbeitet in Paris. Sie schreibt Erzählungen, Romane und Theaterstücke. Zu einem absoluten Welterfolg wurde ihr Theaterstück "Kunst", das allein im deutschsprachigen Raum auf 145 Bühnen gespielt wurde. Yasmina Reza wurde u.a. mit dem Prix Molière und dem Welt-Literaturpreis 2005 ausgezeichnet.