ARD-Hörspieldatenbank
Ars acustica
Moviola
Realisation: Barry Bermange
Ausgehend von einem Vortrag des legendären Sound Editors Walter Murch - Partner von Francis Ford Coppola - hat der 75-jährige Altmeister des britischen O-Ton-Hörspiels, Barry Bermange, nun sein Fortsetzungswerk zur preisgekrönten WDR-Produktion "Mirage Kino" entwickelt. Der Titel "Moviola" verweist auf das alte mechanische Schnittgerät gleichen Namens, das zugleich für eine ganze (prä-digitale) Filmästhetik steht. Murch verglich die Arbeit mit einer Moviola, die ein gleichzeitiges Sehen und Editieren ermöglicht, mit dem Werken mit Ton. Während die Filmszene auf einer Moviola sozusagen komponiert wird, werden in dieser Radiokomposition Anordnungen in Vorwärts- und Rückwärtsbewegungen von Rede und Geräusch immer wieder ausprobiert, um die effektivste Kombination zu finden. War "Mirage Kino" ein horizontales Werk mit einer klaren linearen Struktur, ist "Moviola" die vertikale Antwort darauf - der kreative Entstehungsprozess eines Werkes, verklanglicht durch eine Abfolge von separaten akustischen Close-ups, die sich nach und nach zu ihrer finalen Form aufbauen. Barry Bermange lässt den Hörer an diesem Prozess teilhaben: Er gibt ihm die akustischen Werkzeuge in die Hand, um seine eigene Filmszene zu konstruieren. Seinen eigenen Dialog. Seine eigene Filmstimme.
Barry Bermange wurde 1933 geboren, er ist Theater-, Fernseh- und Hörspielautor. Mitte der 60er Jahre begann er seine Radioarbeit im BBC-Radio-Workshop mit einer Reihe wegweisender Experimente. In seinem mit Preisen ausgezeichneten Zyklus "The Inventions" entwickelte er unter Verwendung von Originalton-Aufnahmen und elektronischer Musik Entwürfe für eine Ästhetik der akustischen Kunst im Radio. Als Theater- und Fernsehautor arbeitete er mit Peter Brooks und Peter Lilienthal. 1981 wurde er mit dem Karl-Sczuka-Preis für "SOS, Warcries. Kriegsschreie" und 1987 für "Radioville. Metropolis London" ausgezeichnet. Für "Mirage Kino" erhielt er 1998 den WDR-Prix Ars Acustica.
