ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
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Ein familiäres Phantasma
Komposition: Gerd Bessler
Redaktion: Hilke Veth
Technische Realisierung: Gerd-Ulrich Poggensee, Kerstin Heikamp
Regieassistenz: Ilka Bartels
Regie: Christine Nagel
Anne Westphal entschließt sich, sich selber überflüssig zu machen. Die Elektrotechnikerin verlegt ein Netz von Bewegungsmeldern, Lichtschranken und daran gekoppelten Bandansagen in der Wohnung und verlässt ihre Tochter. Der Vater der Familie ist Forschungsreisender in seinem eigenen Orbit. Von seinem Handy erzählt der Bakteriologe all abendlich seiner Tochter zum Einschlafen Science Fiction-Geschichten, deren Protagonisten Erreger von Infektionskrankheiten sind. Martha Westphal, 10 Jahre, scheint wenig berührt, zumal sie mit wichtigeren Dingen befasst ist: Gemeinsam mit ihrer Freundin Leonie fantasiert sie über die Rettung der Welt. Sie fluten die verlassene Wohnung mit aus Zoohandlungen befreiten Kaninchen, Hasen und Hamstern. Vor dem Eintreten des ultimativ-kathartischen Happy Ends müssen die Heldinnen und Helden des familiären Alltags Begegnungen mit Diebstahl, Erpressung und Tod (wenn auch nur von Säugetieren niederer Ordnung) und einem hexameternden Chor der Mütter durchleiden. In dem schnellschnittigen, dialogisch aufgebauten Hörspiel untersucht Dunja Arnaszus, wie Zufälligkeit und Fliehkraft der eigenen Lebensgestaltung auf das System Familie wirken.
Dunja Arnaszus, geboren 1970 in Göttingen, arbeitete in England als Zirkus- und Performancekünstlerin. Sie ist heute u. a. als Autorin und Dramaturgin tätig und lebt in Hamburg.