ARD-Hörspieldatenbank


Hörspielbearbeitung


Die Schlafwandler


Hermann Broch

1903 - Esch oder die Anarchie (4. Teil)


Vorlage: Die Schlafwandler (Romantrilogie)

Bearbeitung (Wort): Klaus Buhlert

Komposition: Klaus Buhlert

Technische Realisierung: Wilfried Hauer, Susanne Herzig

Regieassistenz: Katja Langenbach


Regie: Klaus Buhlert

Mit Thomas Manns Der Zauberberg, Robert Musils Der Mann ohne Eigenschaften und Peter Weiss' Die Ästhetik des Widerstands entsteht seit dem Jahr 2000 beim Bayerischen Rundfunk eine Reihe mit Hörspielfassungen der herausragenden deutschsprachigen Romane des 20. Jahrhunderts. Das vierte Projekt dieser Reihe widmet sich Hermann Brochs Roman-Trilogie Die Schlafwandler. Diese Hörspiel-Trilogie wird insgesamt zwölf Stunden bzw. Teile umfassen: 1888 Pasenow oder die Romantik (3 Teile, BR 2007), 1903 Esch oder die Anarchie (4 Teile), 1918 Huguenau oder die Sachlichkeit (5 Teile). Die hörspiel-künstlerische Auseinandersetzung mit dem seinerzeit gefeierten, derzeit zu wenig beachteten Autor und seinem Werk Die Schlafwandler beleuchtet die Bedeutung Brochs für die Entwicklung des modernen Romans. Sein erstes großes literarisches Werk entstand im Zeitraum zwischen 1928-31. Untergliedert in die Jahre 1888, 1903 und 1918 gewährt die Trilogie Einblicke in drei zeitliche und gesellschaftliche Etappen in Deutschland: von der ausklingenden 'Romantik' des späten 19. Jahrhunderts über die 'Anarchie' zur sogenannten 'Sachlichkeit' der Nachkriegsepoche verhandelt sie in diesem geschichtlichen Querschnittspanorama den 'Zerfall der Werte'. "Nach meiner Überzeugung gehört Brochs Roman-Trilogie Die Schlafwandler zu den wenigen - heute wohl für Europa an den Fingern einer Hand herzuzählenden - wahrhaft bedeutenden und überzeugenden Gestaltungen dieser Art, die bleiben und von unserer Zeit zeugen werden." (Thomas Mann) "Esch oder die Anarchie ist ein großartiges Buch, clownhaft traurig - scharf, noch stärker in meiner Leseerinnerung, und es hat sehr viel von jenem Lied, in dem einer singt 'There is too much on my mind', und natürlich und zum Unglück und Glück kann man sich im Wirrkopf Esch (wieder)erkennen ..." (Peter Handke) Der Kölner Buchhalter Esch, der entlassen wurde, sorgt sich um den "Buchungsfehler in dieser Welt". Er will aufsteigen. In seiner Sehnsucht nach Orientierung bewegt er sich aber nur ziellos und schlafwandelnd zwischen Wertesystemen und irrationalen Ideen, ohne sich selbst in seiner Gleichgültigkeit wahrzunehmen. Zunehmend kommt ihm die Realität seiner kleinbürgerlichen Existenz abhanden: Er nimmt vorübergehend eine Stelle in Mannheim an, verstrickt sich in gewaltsame Gewerkschafts- und Arbeitskämpfe, beteiligt sich - zurück in Köln - an einem dubiosen Theaterunternehmen, das Damenringkämpfe organisiert, will nach Amerika auswandern und heiratet Mutter Hentjen, eine ältere Gastwirtin. Er wittert eine Weltverschwörung und imaginiert ein Attentat an ihrem vermeintlichen Kopf, dem Industriellen Bertrand. In seinem Roman, der 1931 erschien, zeichnet Hermann Broch in zum Teil grotesken Situationen das Bild eines 'modernen' Charakters, seiner Individualität ausgeliefert, die ihn orientierungslos und innerlich leer zurücklässt.

Hermann Broch, geboren am 1. November 1886 in Wien, gestorben am 30. Mai 1951 in New Haven (USA), war ein österreichischer Schriftsteller. Der Sohn eines jüdischen Textilfabrikanten absolvierte eine technische Ausbildung zum Textilingenieur und war bis 1927 leitender Direktor der väterlichen Firma. Von 1928 bis 1931 studierte er Mathematik, Philosophie und Psychologie. 1935 verlagerte er seinen Wohnsitz nach Tirol, später in die Steiermark. 1938 erfolgte seine Inhaftierung durch die Nazis. Mit Hilfe von James Joyce gelang ihm die Ausreise nach England. Von dort aus emigrierte er, auf Betreiben von Thomas Mann und Albert Einstein, in die USA. Broch verfasste wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der Psychologie, Politik und Philosophie. Ab 1950 lehrte er als Professor an der Yale-Universität. Zu seinen wissenschaftlichen Schriften gehören u.a. "Logik einer zerfallenden Welt" (1930), "Das Böse im Wertesystem der Kunst" (1933), "Geist und Zeitgeist (1934), "Hofmannsthal und seine Zeit" (1951, 1955), "Massenpsychologie" (1959). Außerdem schrieb er die Romane "Die Schlafwandler" (Romantrilogie, 1931/1932), "Die Unbekannte Größe" (1933), "Bergroman" (entstanden zwischen 1935 und 1951, erschienen unter dem Titel "Der Versucher", 1953), "Der Tod des Vergil" (1945), sowie "Die Schuldlosen" (Roman in 11 Erzählungen, 1950).

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Manfred ZapatkaErzähler
Werner WölbernBertrand Müller
Bernhard SchützEsch
Sabine OrleansMutter Hentjen
Caroline EbnerErna
Thomas LoiblMartin
Thiemo SchwarzNentwig/Alfons
Stephan ZinnerKorn
Samuel FinziTeltscher
Stefan WilkeningOppenheimer/Prediger


 


Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk / Hessischer Rundfunk 2008

Erstsendung: 27.04.2008 | 55'29


VERÖFFENTLICHUNGEN

  • CD-Edition: Der Hörverlag 2010


AUSZEICHNUNGEN


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