ARD-Hörspieldatenbank


Porträt



Julian Doepp

Das Werk sich selbst überlassen. Der Künstler Gustav Metzger


Technische Realisierung: Adele Kurdziel


Realisation: Julian Doepp

Zwischen ein paar Augenblicken und 20 Jahren kann es dauern, bis ein autodestruktives Kunstwerk sich zerstört hat - als Spiegel einer autodestruktiven Gesellschaft, die durch Konsum, Naturzerstörung und Nuklearwaffen geprägt ist. Gustav Metzger kreierte dieses Konzept einer "Form der öffentlichen Kunst für Industriegesellschaften" bereits Ende der 50er Jahre, plante riesige Metallskulpturen, die durch mechanische Vorgänge auseinanderfallen, Gebilde, die durch Chemikalien, Rost oder Verwesung zersetzt werden.Und obwohl die meisten seiner Arbeiten bis heute nur als Entwurf existieren, ist sein Einfluss kaum zu überschätzen, von der Veranstaltung des "Destruction in Art Symposium" 1966 in London, das die Destruktionskunst erstmals als internationale Zeitströmung sichtbar machte, über die legendären Gitarrenzertrümmerungen von "The Who", die durch seine Konzepte inspiriert wurden, bis zu Projektionen von sich zersetzenden Flüssigkristallen, die eine ganze Periode der psychedelischen Light-Shows prägten, oder der Idee eines 'art strike' als Protest gegen die Instrumentalisierung der Kunst, den Metzger selbst Ende der 70er Jahre konsequent umsetzte.

Gustav Metzger wurde 1926 als Sohn orthodoxer Juden in Nürnberg geboren, kam 1939 durch das "Refugee Child Movement" nach England und überlebte so, anders als ein großer Teil seiner Familie, den Holocaust. Er studierte Kunst, nahm aber 1959 Abschied von der Malerei und stellte statt dessen Verpackungskartons als Reste der Konsumgesellschaft aus. Im gleichen Jahr veröffentlichte er das erste von mehreren Manifesten zur autodestruktiven Kunst, als Aufruf zu einer Revolution, die politisches und künstlerisches Handeln verbindet. Während in den letzten Jahren Ausstellungen und Retrospektiven in Oxford, Wien und München stattfanden, lebte Gustav Metzger viele Jahrzehnte hin durch so gut wie unbekannt in London. Das Porträt umkreist sein Leben und Werk, ausgehend von Konzepten und Entwürfen, Manifesten und Assoziationen - und ist zugleich ein Reisebericht, auf dem Weg zu einem Künstler, der sich nicht vereinnahmen lässt.

Julian Doepp, geboren 1970, ist redaktioneller, dramaturgischer und konzeptueller Mitarbeiter in der Abteilung "Hörspiel und Medienkunst" des BR.chen Rundfunks.

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Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
Katja Schild
Detlef Kügow
Peter Weiß


 


Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2008

Erstsendung: 05.12.2008 | 57'40

Darstellung: