ARD-Hörspieldatenbank

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Ars acustica



Barry Bermange

Orchestral Preparations


Komposition: Barry Bermange


Realisation: Barry Bermange

"Orchestral Preparations" entwickelt die Klangprinzipien zweier früherer Kompositionen weiter: "Opera Mundi" (1993) und "Topophonia" (1998). Ausgehend von diesen zwei Werken versucht Bermange einen progressiven Ansatz für die Form der Collage in der ars acustica zu entwickeln: Eine Metapher der Akustischen Kunst. "Orchestral Preparations" bewegt sich dafür im Zwischenraum von Musik und ars acustica und lotet die dortigen Spannungsverhältnisse aus: Die Arbeit ist die hörbar gemachte Form einer wiederholten Suche nach Harmonie. Doch jede Suche nach absoluter Harmonie muss, genau wie im Leben, letztlich scheitern. Bermange geht von einem fiktiven Orchester aus, das sich auf ein Stück vorzubereiten scheint. Es gibt aber niemals ein fertiges Stück: Allein die Vorbereitung auf das Stück ist schon das Stück. Es gibt auch kein Orchester im eigentlichen Sinn. Vielmehr sind es Geräusche, die sich vorbereiten. Geräusche, die aus dem Nichts aufzutauchen scheinen. Sie werden von anderen Geräuschen unterbrochen und es entsteht ein akustischer Konflikt. Dieser Konflikt, der Kampf zwischen dissoziierenden Klangelementen, ist das Leitthema von "Orchestral Preparations". Die Vorbereitung für ein Stück, das gar nicht existieren kann, und die Suche nach einer Harmo­nieillusion werden zur Metapher für die Dissonanzen und Konflikte in der Realität: Der geschichtlichen wie der gegenwärtigen. "Orchestral Preparations" nutzt dazu Samples aus Radio, Fernsehen, Video und Film genauso wie Live-Aufzeichnungen von Audio-Performances oder präparierte Kunstmusik und "Noise". Dynamisches Prinzip des Ganzen ist der "Link", die Verbindung zwischen Einzelteilen. Gerade durch die unsanfte Verbindung nicht zusammengehöriger Elemente wird die Funktionsweise der sich verlinkenden Materialien sichtbar gemacht. Oder: "Je brutaler der Link, desto großartiger ist die Dynamik. Und je großartiger die Dynamik der Bestandteile, desto großartiger ist die Stille, die sie wieder durchbricht", wie Bermange es in seinem Konzept beschreibt.

Barry Bermange, geboren 1933 in London, lebt dort als Theater-, Fernseh- und Hörspielautor. Nach dem Studium der Bildenden Künste und der Theaterwissenschaft in Essex spezialisierte er sich zunächst auf Malerei und Druckgrafik. 1964 schrieb er sein erstes abendfüllendes Bühnenstück "The Cloud". Seither ist er als freier Schriftsteller, Komponist, bildender Künstler und Regisseur eigener Werke für Film, Bühne, Hörfunk und Fernsehen tätig. Durch die frühe Verwendung von Originalton-Aufnahmen und elektronischer Musik im Zyklus "Four Inventions" ("Hörwerke 1-4" 1964/65) regte er seinerzeit eine neue Hörbild-Ästhetik an. Das mehrfach prämierte Werk gehört heute zu den Klassikern der Radiokunst. Sein Werk erhielt u. a. den Karl-Sczuka-Preis (1981, 1987 und 1999), die British Arts Council Unterstützung für sein Akustisches Installationsprojekt "Darkness Theatre" (1993) und den Prix Ars Acu­stica 1999 für "Mirage Kino".

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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Südwestrundfunk 2010

Erstsendung: 01.03.2011 | 23:03 Uhr | 47'13


VERÖFFENTLICHUNGEN

  • CD-Edition: SWR Edition 2013 (Hörspiel-Download)

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