ARD-Hörspieldatenbank

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Hörspielbearbeitung



Ferdinand Kriwet

Rotor


Vorlage: Rotor (Prosa)

Komposition: Gunnar Geisse

Redaktion: Katarina Agathos

Technische Realisierung: Wilfried Hauer, Susanne Herzig

Regieassistenz: Stefanie Ramb


Regie: Michael Lentz

Der Titel von Ferdinand Kriwets 1961 erschienener Prosa "Rotor" wird in dem gleichnamigen Hörspiel zu einem ästhetischen Prinzip. Der Monolog eines drauflos plappernden Ichs zwischen kataraktartigem Rasen und scheinbar nicht von der Stelle kommendem Stottern versucht zwar, sich dem Geschichtenerzählen zu verweigern: "lass mich in ruhe mit geschichten und leuten die geschichten erzählen". Allein aber mittels emphatischer Wiederholung und der sich selbst sezierenden Rede werden tausend und eine Geschichte erzählt. Im Redefluss Angeschwemmtes wie Kindheitserinnerungen, Erinnerungen an Freunde oder Deutschlandbilder wird von diesem Ich sogleich verarbeitet: Zerlegt, gedreht, gewendet und neu kombiniert, als ginge es immerfort um Leben und Tod. So werden auch Sprichwörter auseinandergenommen, überhaupt wird diesem Ich alles zur Redensart. Es gilt das Prinzip "durchreden" - komme, was wolle: "auch ein wortweltmeister schafft dichtung auf ex", "durchreden" verhindert hoffentlich "durchdrehen", schließlich ist "durchstehn" "alles". Interpunktion erübrigt sich. "Rotor" ist stets in Bewegung, auch wenn die Bewegung, auch wenn die Bewegung manchmal nach Stillstand aussieht. Der Sprecher rotiert und mit ihm der Zuhörer. Wörter, Sprecher und Zuhörer werden durch einen Teilchenbeschleuniger gejagt, heben ab, um an anderer Stelle hart aufzuschlagen.

Ferdinand Kriwet, geboren 1942 in Düsseldorf, ist Autor und bildender Künstler. Ab 1961 widmete er sich der visuellen und konkreten Poesie, "Sehtexte", "Textfilme" und Prosa. Als Hörspiele verfasste er u.a. "Dschubi Dubi" (Hessischer Rundfunk/Westdeutscher Rundfunk 1977), "Apollo Amerika" (Südwestfunk/Bayrischer Rundfunk/Westdeutscher Rudnfunk 1969) sowie "Radioball" (Westdeutscher Rundfunk 1975, Karl-Sczuka-Preis). Von Februar bis Mai 2011 zeigte er seine erste Einzelausstellung zum Gesamtwerk in der Kunsthalle Düsseldorf.

Michael Lentz, geboren 1963 in Düren, ist Literaturwissenschaftler, Autor, Musiker und Vortragskünstler. Er publizierte u.a. folgende Werke: "Lautpoesie/-musik nach 1945" (2000), "Pazifik Exil" (2007) und "Offene Unruh" (2010). Als Hörspiele produzierte der Bayrische Rundfunk von ihm u.a. "Muttersterben" (2002), "Exit" (2005), "rot sehen" (2006), "Klinik" (2008) sowie "Die ganz genaue Erinnerung" (2010).

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Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
Michael Lentz


 


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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2011

Erstsendung: 13.05.2011 | 54'00


REZENSIONEN

  • Jochen Meißner: Analog-Digital-Wandler. In: Funkkorrespondenz 20.05.2011, S. 27.

Darstellung: