ARD-Hörspieldatenbank


Hörspielbearbeitung



Raymond Federman

Die Kadaver

Eine Fabel in sechs Bildern und einer Liste


Vorlage: The Carcasses (Fabel, amerikanisch)

Übersetzung: Gaby Hartel

Bearbeitung (Wort): Gaby Hartel

Komposition: zeitblom

Redaktion: Herbert Kapfer

Technische Realisierung: Marcus Huber, Angelika Haller

Regieassistenz: Stefanie Ramb


Regie: Katja Langenbach

Ein Mann in seinem kalifornischen Arbeitszimmer mit Traumaussicht: Die Sonne strahlt, die Vögel durchziehen das wolkenbetupfte Himmelsblau und keiner hetzt ihn, denn sein einziger Job ist das Schreiben. Ein Luxuszustand? Nicht ganz, denn der Schriftsteller Raymond Federman denkt in seinem letzten Prosatext über das Sterben nach. Genauer: über das Leben nach dem Tod. Das Thema ist an sich nichts Neues in seinem Schaffen, denn zwei Dinge haben das Schreiben Federmans seit jeher bestimmt: die traumatische Erfahrung als Überlebender des Holocaust und seine unbändige Lust, diese Erfahrung in eine vitale, verspielte Literatur einzuschreiben. Oberstes Handlungsgesetz war dabei immer die überzogene Erfindung, die Abschweifung und das selbstironische Lachen über den unbeholfenen Versuch, angesichts des großen schweigenden Nichts eine Sprachwelt erschaffen zu wollen. Genauso hat Federman sein letztes Wort über die "letzten Dinge" angelegt: als polyphon erzählte, vital wuchernde Fabel, die sich in sechs Bildern und einer Liste vor den Ohren seines Publikums entfaltet. Getrieben und getragen von drei munter durcheinander redenden Stimmen, entwickeln sich Science-Fiction-Phantasien aus abstrakten Bildern, Fragen nach dem Aussterben der Dinosaurier folgen Echos philosophischer Trostmechanismen. Nur um immer wieder fröhlich demontiert zu werden, denn eine Antwort auf die Frage nach dem "Danach" wollte der Autor nicht geben. Vielmehr der Nachwelt das komischste Buch über den Tod hinterlassen.

Raymond Federman, geb. 1928 in Montrouge nahe Paris, gest. 2009 in San Diego/Kalifornien. Französisch-amerikanischer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler. Als einziger seiner Familie Überlebender des Holocaust. 1947 Emigration nach Amerika. Studium der Musik an der Wayne University, Michigan und der Vergleichenden Literaturwissenschaft an der Columbia University, New York City. 1964 Promotion über Samuel Beckett. Mitbegründer von Fiction Collective, einem Verlag für experimentelle Literatur. Auszeichnungen u.a. National Endowment for the Arts Fellowship (1985), American Book Award (1987). Romane u.a. Mein Körper in neun Teilen (2008), Chut (2008). BR-Hörspiele Die Nacht zum 21. Jahrhundert (BR/SR 1989), Die Stimme im Schrank (BR/SR 1990), Alles oder nichts (BR/SR/SWF 1990), Eine Liebesgeschichte oder sowas (1991), Ein Brief von der Heimatfront (BR/SR 1991), Playtextplay I + II (1992), Betrifft: Sarahs Cousin (1992), Abgang - The Dialogues of the Bums (gemeinsam mit George Chambers, 1996), Der Pelz meiner Tante Rachel (1998), Take it or leave it (1999), Loose Shoes (gemeinsam mit Michael Riessler, 2000).

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Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
René Dumont
Oliver Nägele
Stefan Wilkening


 


Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2010

Erstsendung: 27.08.2010 | 20:30 Uhr | 54'42


REZENSIONEN

  • N.N.: "Die Kadaver". Raymond Federmans letztes Stück. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.08.2010, S.39
  • Angela di Ciriaco-Sussdorff: Der Tod und das Leben danach. In: Funk-Korrespondenz, 03.09.2010, S.25
  • Eva-Maria Lenz: Postmortale Metamorphosen. In: ped Medien, 04.09.2010, S.18

Darstellung: