ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Der Krieg der Karola Martin (1. Teil)
Vorlage: Tagebücher
Regie: Otto Düben
"Wenn Zeitgeschichte dem künftigen Schreiben von Geschichte dienen will, müßte sie vor allem dies tun: den noch lebenden Menschen so viel subjektive Erinnerung abfragen, wie sie herzugeben bereit und in der Lage sind; die Zeugnisse, Dokumente, Akten zwar studieren, aber ihnen systematisch mißtrauen; es sind "Ablagerungen" von Bewußtsein, das es hier noch lebendig, sperrig, von Bildern erfüllt, mit Lust und Leid getränkt, gibt; die Unstetheit der Wahrnehmung, der Urteile, der Selbstdeutung annehmen und aufheben und diesen nicht gleich auf eindeutige Ursachen, widerspruchslose Theoreme reduzieren ..." (Hartmut von Hentig) Als der Zweite Weltkrieg begann, war die Autorin gerade vierzehn Jahre alt. Damals fing sie durch irgendeinen Zufall an - un in diesem Alter gibt es ja eine Fülle von Anlässen dazu - ein Tagebuch zu führen. Erstaunlicherweise haben die Tagebücher nicht nur die zwei Evakuierungen Saarbrückens, sondern auch Bombenangriffe und Plünderungen überstanden. So war es möglich, Erlebnisse und Entwicklungen eines Mädchens nachzuzeichnen, das Krieg und Nationalsozialismus zunächst unkritisch gegenüberstand, mehr an Tennisspiel und Tanzstunde dachte als an das verheerende Gewitter, da sich da über ihren Mädchenträumen zusammenbraute. In dem dreiteiligen Hörspiel sichtet die heutige Karola noch einmal ihre Aufzeichnungen. Ein Dialog mit dem Mädchen, da sie einmal war und Szenen aus dem Leben zwischen 1939 und 1945 vergegenwärtigen nicht nur Erinnerungen an die Kriegsereignisse in Saarbrücken, sondern sie machen zugleich Blindheit und Veränderungen im Denken jener Karola deutlich.