ARD-Hörspieldatenbank

Sendespiel (Hörspielbearbeitung)



William Shakespeare

Macbeth


Vorlage: Macbeth (Theaterstück (Tragödie), englisch)

Bearbeitung (Wort): Bert Brecht

Kommentar: Bert Brecht


Regie: Alfred Braun

"Das wertvollste Ereignis der vergangenen Berliner Sendewoche war die Aufführung von Shakespeares 'Macbeth', den Alfred Braun gemeinsam mit Bert Brecht für den Rundfunk bearbeitet hatte. Diese Aufführung bedeutete seit Bronnens 'Wallenstein'-Bearbeitung den wichtigsten Schritt auf dem Wege zur Darstellung vorhandener Bühnenwerke im Rundfunk. Es war unbedingt ein gewagtes Unternehmen, dieses schwierige Werk, dessen Darstellung auf der Bühne schon auf fast unüberwindliche Widerstände stößt, in den Senderaum zu verpflanzen. Die Lösung dieses Problems, die die Berliner Aufführung gefunden hatte, erscheint und unzweifelhaft als die beste, vielleicht als die einzig mögliche. Brecht ging, wie er in seiner ausgezeichnet formulierten, inhaltreichen Einleitung betonte, von dem Gedanken aus, daß Shakespeare zu den wenigen Dramatikern zählt, die für die Darstellung des Lebens eine epische Dramenform gewählt haben. Man rollte also das 'Macbeth'-Drama als eine 'grausige Historie' auf , indem man in gesprochenen Zwischentiteln die Handlung weiterführte und nur an den entscheideneden Stellen die Schauspieler sprechen ließ. Dadurch war man in der Lage, sich auf die stärksten Szenen des Werkes zu konzentrieren und besonders die großen Macbeth-Monologe in den Mittelpunkt der Aufführung zu stellen. Die erzählenden Teilen, die von Alfred Braun in der Art eines Schaubudenbesitzers ausgerufen wurden, gaben dem Ganzen eine ungemein packende Form, die die dramtischen Elemente der Werkes mit verdoppelter Plastik hervortreten ließ. Auch die Verkündigung der Vorstellung sowie die Einordnung der Pause fügten sich vorzüglich diesem Ablauf ein. Der Fehler der Aufführung lag darin, daß man in der Darstellung der dramatischen Szenen selbst nicht den epischen Stil getroffen hatte, den diese Shakespeare-Auffassung verlangt. Man kann nicht auf der einen Seite die Vorgänge in erzählender Form schildern und sie dann auf der anderen Seite mit den Mitteln des Stimmungstheaters darstellen. Darunter litten vor allem die Hexeenszenen, die zwar als phonetische Leistung ausgezeichnet wirkten, die sich aber in ihrer ausgesprochenen Theaterwirkung dem neuartigen Rahmen nicht einfügen konnten. Die Steigungsmöglichkeitenen in der epischen Darstellung eines Bühnenwerkes liegen auf ganz anderm Gebiete als die des traditionellen Theaters.  Das spürte man besonders am Schluß der Aufführung der gegenüber dem ersten Teil stark abfiel. Für die Darstellung der Titelrolle hatte man: Werner Krauß gewonnen, der damit wieder einmal eine sprachliche Meisterleistung vollbrachte. Zwischen den gewaltigen Ausbrüchen seines Temperaments hat er leise gequälte Untertöne, die noch lange haften bleiben. Neben ihm traf die knappe Sachlichkeit der Helene Weigel am besten den Ton des Stückes. Die Illustrationsmusik stammte von Edmund Meisel. Alfred Braun hatte für das Zustandekommen dieses Abends offenbar intensivste Probenarbeit aufgewandt. Der Weg, den er an der Seite Brechts hier beschreitet, muß wieter verfolgt werden, weil er der richtige ist. " (N.N.: Der Deutsche Rundfunk. 5. Jahrgang. Heft 43. 21.10.1927. S. 2968)

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Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
Werner Krauß
Theodor Loos
Helene Weigel
Georg Paeschke
Josef Karma
Max Bing
Ernst Kohlhauer
Rose Lichtenstein
Gertrud Kanitz
Lotte Fließ
Erwin Kopp
Karl Haas
Meinhart Maur
Robert Rolf
Julius Brandt
Lothar Müthel
Lore Braun
Gustav Mai-Rodegg


Alfred Braun als Intendant des SFB, 1954 | © dpa/Bratke

Alfred Braun als Intendant des SFB, 1954 | © dpa/Bratke

Alfred Braun als Intendant des SFB, 1954
© dpa/BratkeAlfred Braun als Intendant des SFB, 1954
© dpa/Bratke



PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Funk-Stunde AG (Berlin) 1927

Erstsendung: 14.10.1927 | 19:50 Uhr | ca. 100'00


Livesendung ohne Aufzeichnung


Auswahl "Sendespiel" nach Kurt Pinthus: Fünf Jahre Berliner Rundfunk; Der Deutsche Rundfunk (Programmzeitschrift)


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