ARD-Hörspieldatenbank

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Feature



Mira Alexandra Schnoor

Das Zentrum der Paralyse - James Joyce und sein Erzählzyklus "Dubliner"


Redaktion: Katarina Agathos

Technische Realisierung: Wilfried Hauer, Susanne Herzig

Regieassistenz: Stefanie Ramb


Realisation: Mira Alexandra Schnoor

Mit 22 Jahren verließ der Schriftsteller James Joyce seine Heimatstadt Dublin. Er verbrachte den größten Teil seines Lebens auf dem europäischen Festland, in Triest, Zürich und Paris. Doch Dublin und Irland spielen fast in allen seinen Werken eine wichtige Rolle. Als Joyce 1904 seinen Erzählzyklus Dubliner begann, war es seine Absicht, "ein Kapitel der Sittengeschichte meines Landes zu schreiben, und ich wählte Dublin als Schauplatz, weil mir diese Stadt das Zentrum der Paralyse zu sein schien." Dubliner gilt als das am leichtesten zu lesende Werk von Joyce. Aber bereits in diesen frühen Erzählungen, die zwischen Symbolismus und Realismus changieren, zeigt sich Joyce als Meister des erzählerischen Handwerks und experimentiert mit Form, Erzählhaltung, Sprache und Erwartungshaltung der Leser. Stagnation, Unfähigkeit, Lähmung sind die Themen der Erzählungen. Dabei mutet es wie ein ironischer Zug an, dass genau daran beinahe auch die Publikation von Dubliner scheiterte. Es sollte nahezu zehn Jahre dauern, bis Joyce seinen Erzählband veröffentlicht sah. Zunächst schien eine schnelle Publikation bei dem Londoner Verleger Grant Richard möglich, dem aber nach und nach Bedenken kamen. Sein Drucker weigerte sich, bestimmte Passagen, die er für anstößig hielt, zu setzen. Joyce konnte und wollte der Kritik eines Druckers nicht folgen und seinen Text entschärfen - und so platzte der Vertrag mit Richards. Ein paar Jahre später wiederholte sich die demütigende Farce bei einem anderen Verleger. Auch diesmal hatte der Drucker Vorbehalte, die sogar zur Verbrennung der Druckvorlagen führten. Es gelang Joyce, eine Kopie vor der Vernichtung zu bewahren, die dann zehn Jahre nach dem ersten Kontakt bei Grant Richards veröffentlicht wurde. Mira Alexandra Schnoor erzählt in ihrer Sendung von Entstehungs- und Publikationsgeschichte der Dubliner, von Joyce im selbst gewählten Exil und von seinem Leiden an Irland. 

Mira Alexandra Schnoor wurde geboren 1962 in Manchester. Zu ihren BR-Sendungen gehören u.a. "Die Transformation des Franz Biberkopf", Porträts von Raoul Schrott, Herman Melville, Gertrude Stein, Essays zu Thomas Manns "Doktor Faustus" und Franz Kafkas "Der Process".

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Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
Christian Baumann
Julia Cortis
Jennifer Güzel
Beate Himmelstoß
Helmut Stange
Martin Umbach


 


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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2012

Erstsendung: 19.02.2012 | 51'42


REZENSIONEN

  • Matthias Heine: Eiskalter Realismus. In: Die Welt 14.04.2012 S. 7.

Darstellung: