ARD-Hörspieldatenbank

Hörspielbearbeitung



James Joyce

Ulysses (4. Teil: Kalypso)

Szene: Zuhause, Eccles Street 7; Uhrzeit im Roman: 8 Uhr; Organ: Niere; Kunst: Wirtschaft; Symbol: Nymphe; Technik: Erzählung (erwachsen)


Vorlage: Ulysses (Roman, englisch)

Übersetzung: Hans Wollschläger

Bearbeitung (Wort): Klaus Buhlert

Komposition: Klaus Buhlert

Dramaturgie: Manfred Hess

Technische Realisierung: Andreas Meinetsberger, Klaus Buhlert


Regie: Klaus Buhlert

Das erste Kapitel setzte ein um 8 Uhr und auch das nun folgende vierte beginnt zu dieser Zeit. Parallel laufen die Geschichten also ab. Während Stephen Dedalus mit seinen stets abgebrannten Mitbewohnern in einem alten Wehrturm frühstückt, beginnt auch für Leopold Bloom der Tag mit einem Frühstück. Allerdings lebt der 40jährige Anzeigenakquisiteur mit seiner Frau Marion, genannt Molly, in einer guten Wohngegend, im Haus Eccles Street  Nummer 7. Im Laufe des Tages wird Bloom, wie ein moderner Odysseus, durch die Straßen Dublins ziehen, an einer Beerdigung teilnehmen, seiner Arbeit nachgehen und ein Bordell besuchen. Und seine Wege werden sich mit Stephen Dedalus kreuzen, der ihn an seinen früh verstorbenen Sohn  Rudy erinnert. Am Ende jedoch kehrt er nach Hause zurück, ins Bett zu seiner Frau - wie Odysseus, der nach seinen Irrfahrten heimkehrt zu Penelope und dem gemeinsamen Ehelager. Joyce verweist mit dem Kapitelnamen "Kalypso" auf die "Odyssee" des Homer. Odysseus ist nach seinem Schiffbruch gefangen auf der Insel der Nymphe Kalypso, die ihm alle Vergnügen der Welt bereitet. Er verlässt sie nur schweren Herzens, um nach Ithaka heimzukehren. Wie die bezaubernde Nymphe die Gedanken des Odysseus bestimmt, so denkt auch Bloom immer wieder an Molly im Laufe des Tages. Sie ist sein Fixstern, auch wenn sie vielleicht untreu ist. Joyce verwendet für dieses Kapitel eine klassische Erzählhaltung, um Bloom in seiner Alltagsbeschäftigung zu zeigen. Nur sparsam nutzt er das Stilmittel des inneren Monologs, um Bloom in seiner subjektiven Innensicht zu charakterisieren.

James Joyce, geboren am 2. Februar 1882 in Dublin, gestorben am 13. Januar 1941 in Zürich, studiert nach seiner Schulzeit an den jesuitischen Colleges Congowes Wood und Belvedere moderne Sprachen. Anschließend bricht er zu seinem ersten Parisaufenthalt auf. Nach Dublin kehrt er 1903 aufgrund der Erkrankung seiner Mutter zurück, die kurz darauf stirbt. Am 16. Juni 1904 führt Joyce seine spätere Lebensgefährtin Nora Barnacle zum ersten Mal aus (dieses Datum wird als ›Bloomsday‹ im "Ulysses" verewigt); das Paar verlässt Irland und versucht zunächst in Zürich, dann in Pula Fuß zu fassen. Andauend in Geldnot arbeitet Joyce als Englischlehrer in Triest und beendet 1906 seinen Erzählband "Dubliners", der erst 1914 veröffentlicht wird. Daraufhin beginnt er mit seiner Arbeit am "Ulysses". 1916 erscheint "A Portrait of the Artist as a Young Man". Während des Ersten Weltkriegs droht Joyce als britischem Staatsbürger in Österreich-Ungarn die Verhaftung; er geht nach Zürich, wo er über Vermittlung von Ezra Pound die englische Feministin und Verlegerin Harriet Shaw Weaver kennenlernt, die ihn zeitlebens finanziell unterstützt. 1922 beendet Joyce an seinem 40. Geburtstag die Arbeit an "Ulysses", den im gleichen Jahr Shakespeare & Company veröffentlicht. 1939 erscheint "Finnegans Wake" in London. 1940 muss Joyce aus Paris vor der anrückenden Deutschen Wehrmacht fliehen und kehrt nach Zürich zurück. Klaus Buhlert, geboren 1950, lebt seit seiner Flucht aus der DDR ab 1972 in Berlin. Nach einem Studium der Musik, Akustik und Informatik ging er an das Massachusetts Institute of Technology in Cambridge/ USA und erhielt danach einen Lehrauftrag der Elektronischen und der Computer-Musik an der Technischen Universität Berlin. 1983 lernte er den Regisseur George Tabori kennen und schrieb für ihn bis 1995 zahlreiche Bühnenmusiken. Daneben schuf er weitere Theater- und FIlmmusiken, u.a. für den Film "Natural Born Killers" von Oliver Stone. Seit 1992 arbeitet Buhlert zumeist in Personalunion als Autor, Bearbeiter, Komponist und Regisseur für das ARD-Hörspiel. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen: u.a. Deutscher Hörbuchpreis für "Der Mann ohne Eigenschaften" nach Robert Musil; Hörspiel des Jahres für "Mosaik" nach Konrad Bayer 2004; Preis der Akademie der Künste 2001 für "Die Reise" nach Bernward Vesper. 

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Manfred ZapatkaErzähler
Dietmar BärLeopold Bloom
Birgit MinichmayrMarion "Molly" Bloom
Milan PeschelLarry O'Rourke
Thomas ThiemeMoses Dlugacz


Jens Harzer in der Rolle des Stephen Dedalus und Regisseur Klaus Buhlert (l.) | © SWR/Conny Fischer

Jens Harzer in der Rolle des Stephen Dedalus und Regisseur Klaus Buhlert (l.) | © SWR/Conny Fischer

Jens Harzer in der Rolle des Stephen Dedalus und Regisseur Klaus Buhlert (l.) | © SWR/Conny Fischer
Werner Wölbern spricht die Rolle des Buck Mulligan | © SWR/Conny Fischer
Regisseur Klaus Buhlert | © SWR/Conny Fischer/Hörverlag
Manfred Zapatka als Erzähler | © SWR/Conny Fischer/Hörverlag
Stefan Wilkening spricht mehrere Rollen. | © SWR/Conny Fischer/Hörverlag
Milan Peschel und Regisseur Klaus Buhlert (r.) | © SWR/Conny Fischer/Hörverlag
Rufus Beck spricht die Rolle des O'Molloy und den Erzähler (l.) und Regisseur Klaus Buhlert | © SWR/Conny Fischer/Hörverlag

Rufus Beck spricht die Rolle des O'Molloy und den Erzähler (l.) und Regisseur Klaus Buhlert
© SWR/Conny Fischer/HörverlagRufus Beck spricht die Rolle des O'Molloy und den Erzähler (l.) und Regisseur Klaus Buhlert
© SWR/Conny Fischer/Hörverlag



PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Südwestrundfunk / Deutschlandradio 2012

Erstsendung: 16.06.2012 | 54'25


VERÖFFENTLICHUNGEN

  • CD-Edition: Der Hörverlag 2012


AUSZEICHNUNGEN


REZENSIONEN

  • Stefan Fischer: Bloomsday. In: Süddeutsche Zeitung 07.01.2012. S. 19.
  • Gaby Hartel: Ein liebenswertes Buch. In: epd Medien 22.06.2012. S. 3.
  • N.N.: Mein Tag mit Mr. Bloom. In: Stuttgarter Zeitung 18.06.2012.
  • Stefan Fischer: Große Fragen. 22 Stunden »Ulysses«: ein wahnwitziger Radiotag beim SWR. In: Süddeutsche Zeitung 15.06.2012. S. 17.
  • Alexander Cammann: Die verführerischsten Sätze. In: Die Zeit 14.06.2012. S. 53.
  • Jan Scheper: »Das Hörspiel konzentriert sich auf das schönste Organ«. In: die tageszeitung 14.06.2012. S. 15.
  • Ricarda Bethke: »Ulysses« im Radio: Eine Dauersendung der besonderen Art. In: Freitag 14.06.2012. S. 1.
  • Jochen Schmidt: Jedes Leben ist ein Epos. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 10.06.2012. S. 31.
  • Eva-Maria Lenz: Der unvergessliche Tag. In: Funkkorrespondenz 08.06.2012. S. 24.| Christian Brückner: Bloomsday auf allen Kanälen. In: epd Medien 07.06.2012.
  • Stefan Fischer: Parallelwelten. In: Süddeutsche Zeitung 13.04.2012. S. 15.
  • Elmar Krekeler: Große polyphone Sprachoper. In: Funk-Korrespondenz. 08.03.2013. S. 3.

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