ARD-Hörspieldatenbank


Originalhörspiel



Christoph Buggert

Schachabend. Kriminaloper


Komposition: Helga Pogatschar

Technische Realisierung: Adele Kurdziel, Josuel Theegarten

Regieassistenz: Stefanie Ramb


Regie: Helga Pogatschar


Realisation: Christoph Buggert, Helga Pogatschar

Erosion des Rechts von oben: Großbanken und Industriekonzerne halten sich aufgrund ihrer Systemrelevanz für legitimiert, geltende Rechtsnormen außer Kraft zu setzen. Schachabend ist Teil eines größeren szenischen Projekts von Christoph Buggert, das dieser Frage nachgeht: "Fünf honorige und wohlsituierte Bürger übergeben einen ertappten Einbrecher nicht den Gerichten, sondern übernehmen die Aburteilung gleich selbst. Sorgsam achtet man darauf, dass alles nach Recht und Gesetz abläuft. Schließlich verfügt einer der Herren in seinem Bücherschrank über ein gut erhaltenes Exemplar des Kaiserlich-österreichischen Kriegsstrafrechts. Oper und bürgerliches Leben stehen sich seit jeher sehr nahe. Eine Fülle von Ritualen, in denen die heutige Bürger-Gesellschaft sich selbst darstellt - Bundestagsdebatten, Talkshows, Aktionärs-Versammlungen, Vernissagen, Fachkongresse - würden in gesungener Form erst richtig aufblühen."(Christoph Buggert) Fünf Blasinstrumente synchronisieren die Sprechrollen. Zusammen ergeben sie den skurrilen Klangkörper eines Bläserquintetts. Die Rollen lösen sich aber schnell auf: die Instrumente reißen sich von den Rollen los, die Sprache demontiert sich selbst durch unsinnige Betonungen. "Salome Kammer übernimmt die Rollen der fünf Individuen in persona, leiht ihnen mal singend, mal sprechend ihre Frauenstimme. Alle sind sich einig und verhalten sich unterm Strich gleich. Der Text wird dabei nicht nach semantischer Bedeutung vertont, sondern nach rein musikalischen Aspekten dem eigentlichen Sinn entfremdet. So entsteht eine Stunde durchkomponierte Musik, eine Kriminaloper, in Form eines technokratischen Polizei-Protokolls. Grotesk und skuril, dabei in seiner teilnahmslosen Haltung dem unaussprechbar Schrecklichen gegenüber umso grausamer." (Helga Pogatschar)

Christoph Buggert, geb. 1937, Autor und Hörspielmacher. Seine Hörspiele wurden in 19 Sprachen übersetzt. Zu seinen Hörspielen gehören u.a. Der blaue Vogel (BR 1961), Auslandsgespräche(BR/WDR 1967), Weichgesichter (BR/HR 1971), Bumerang (HR/BR 1973), Vor dem Ersticken ein Schrei (WDR/BR 1977, Hörspielpreis der Kriegsblinden), Nullmord(WDR 1987), Blauer Adler, roter Hahn(WDR/BR/SWF 1989).

Helga Pogatschar, geb. 1966 in München, Komponistin und Konzeptkünstlerin. Zahlreiche Kompositionen für BR Hörspiele und Kinderprojekte, multimediale Musiktheater-Projekte und internationale Zusammenarbeit mit Tanztruppen und Videokünstlern. CD Veröffentlichungen u.a. Mars – ein Requiem, Titus TrashTatar, Inanna und Du, Liebe?!

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Mitwirkende

Musik: Salome Kammer (Vokalist), Stephanie Pagitsch (Flöte), Giorgi Gvantseladze (Oboe), Slava Cernavca (Klarinette), Casey Rippon (Horn), Martynas Sedbaras (Fagott)

Salome Kammer als Vokalistin in der Kriminaloper | © BR / Stefanie Ramb

Salome Kammer als Vokalistin in der Kriminaloper | © BR / Stefanie Ramb

Salome Kammer als Vokalistin in der Kriminaloper | © BR / Stefanie Ramb
Salome Kammer (Stimme), Stephanie Pagitsch (Flöte), Giorgi Gvantseladze (Oboe), Slava Cernavca (Klarinette), Casey Rippon (Horn), Martynas Sedbaras (Fagott), Helga Pogatschar (Komposition) (v.l.) | © BR / Stephanie Ramb

Salome Kammer (Stimme), Stephanie Pagitsch (Flöte), Giorgi Gvantseladze (Oboe), Slava Cernavca (Klarinette), Casey Rippon (Horn), Martynas Sedbaras (Fagott), Helga Pogatschar (Komposition) (v.l.)
© BR / Stephanie RambSalome Kammer (Stimme), Stephanie Pagitsch (Flöte), Giorgi Gvantseladze (Oboe), Slava Cernavca (Klarinette), Casey Rippon (Horn), Martynas Sedbaras (Fagott), Helga Pogatschar (Komposition) (v.l.)
© BR / Stephanie Ramb



PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2015

Erstsendung: 13.03.2016 | Bayern 2 | 15:00 Uhr | 55'52


REZENSIONEN

  • Jochen Meißner: Die Trennung von Stimme und Text. In: Medienkorrespondenz, Nr. 6 vom 18.3.2016, S. 36.
  • Stefan Fischer: Gewaltmonopole. In: Süddeutsche Zeitung vom 11.3.2016, S. 37.

 

 

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