ARD-Hörspieldatenbank

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Originalhörspiel, Kurzhörspiel


Lutherland


Lorenz Hoffmann

Lutherland (6. Folge: Pfui dich an Luther!)


Komposition: Michael Hinze

Technische Realisierung: Holger König, Christian Grund

Regieassistenz: Matthias Seymer


Regie: Stefan Kanis

„Incarnated Message Concept“ heißt das Zauberwort, mit dem die Agentur Merschwitz & Friends der Evangelischen Kirche Deutschlands die erhoffte Medien-Präsenz sichern will. Im Jubeljahr 2017 soll die Luther-Beauftragte der EKD bei ihren zahlreichen öffentlichen Auftritten den wuchtigen Reformator nicht bloß zitieren, sondern sich de facto an seiner Seite zeigen: „Das Wort wird Fleisch!“ Winfried Schaller, noch vor kurzem ein populärer Volksschauspieler, soll ihn verkörpern - da passt nicht nur Maske und Habitus, da fehlt es auch nicht an Querköpfigkeit, nicht einmal an Cholerik. Der allerdings hat sich sein Comeback keinesfalls als Talkshow-Maskottchen von Margot Käßmann vorgestellt. Je mehr er freilich die Luther- Schriften durchforstet, desto mehr kann er dem kirchen- und gesellschaftskritischen Donnerer abgewinnen. Bald macht es ihm Spaß, als Geist von Luthers Gnaden in die Gegenwart zu fahren und sie - wie seine Auftrittskonzepte - gehörig durcheinander zu wirbeln. Als Blogger DER LUTHER schart er Follower um sich, die „Kirchenland in Bauernhand“-Aktivisten finden in ihm einen prominenten Fürsprecher. Und bald fürchtet die EKD nichts so sehr, wie seinen Auftritt beim Festgottesdienst auf den Wittenberger Elbwiesen - völlig zu Recht, wie sich zeigt.

Folge 6: Schaller und Käßmann bei Anne Will zum Thema „Wieviel Reform braucht die Kirche“. Käßmann betont die Wichtigkeit der Kirche als Orientierung spendende Institution. Schaller greift sie hart an, spricht von inhaltsleerer Wellnesskirche, die sich längst von evangelischen Grundsätzen verabschiedet habe. Daraufhin Krisensitzung bei Merschwitz. Käßmann und Curtius wollen Schaller (der inzwischen sogar einen kirchenkritischen „Luther-Blog“ begonnen hat) endgültig aus dem Verkehr ziehen. Merschwitz hält das nach wie vor für zu gefährlich. Man müsse weiter gehen als Schaller: Sich nicht von ihm distanzieren, sondern ihn vereinnahmen, seinen Blog mit der EKD-Seite verlinken, seine Skandalauftritte zum Programm zu erklären: "Reformation 2.0 -17." In der gemeinsamen Wohnung äußert sich Almuth Curtius-Schaller anerkennend über Schallers neue Entschlossenheit und versucht altes Liebesglück zu reaktivieren. Schaller bedankt sich und packt seine Koffer.

Lorenz Hoffmann, geboren 1974, ist in Salzwedel in der Altmark aufgewachsen, hat in Magdeburg Abitur gemacht, zwei Jahre in einem Kindergarten in Minsk (Belarus) gearbeitet und danach Germanistik und Ostslavistik in Leipzig studiert. Er ist Vater zweier Töchter. Seit Abschluss des Studiums arbeitet er als freier Autor für Rundfunksender und Hörbuchverlage. Zuletzt schrieb er die "acoustic novel" "Thälmannstraße 89" (MDR 2014), die Feature "Giftgas in der Ostsee" (MDR/rbb 2015) und „Ein Dorf gibt Asyl“ (MDR 2016).

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Stephan GroßmannWinfried Schaller
Hedi KriegeskotteMargot Käßmann
Bernhard Schützvon Merschwitz
Walter RenneisenDr. Curtius
Carina WieseAlmuth Schaller
Corinna WaldbauerAnne Will


Hedi Kriegeskotte spricht die Rolle von Margot Käßmann (im Gespräch mit Regisseur Stefan Kanis). | © MDR/Olaf Parusel

Hedi Kriegeskotte spricht die Rolle von Margot Käßmann (im Gespräch mit Regisseur Stefan Kanis). | © MDR/Olaf Parusel

Hedi Kriegeskotte spricht die Rolle von Margot Käßmann (im Gespräch mit Regisseur Stefan Kanis). | © MDR/Olaf Parusel
Carina Wiese als Almuth Schaller und Walter Renneisen  in der Rolle des Dr. Curtius | © MDR/Olaf Parusel
Hedi Kriegeskotte als Margot Käßmann und Stephan Grossmann als glückloser Luther-Darsteller Winfried Schaller | © MDR/Olaf Parusel
Charlotte Müller spricht die Rolle von Katharina Rabo, der Geliebten von Winfried Schaller | © MDR/Olaf Parusel
Stephan Grossmann als Luther-Darsteller  Winfried Schaller und Carina Wiese als seine Frau Almuth Schaller | © MDR/Olaf Parusel
Bernhard Schütz spricht die Rolle von Peter von Merschwitz, Chef der PR-Agentur der EKD. | © MDR/Thekla Harre

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Bernhard Schütz spricht die Rolle von Peter von Merschwitz, Chef der PR-Agentur der EKD.
© MDR/Thekla HarreBernhard Schütz spricht die Rolle von Peter von Merschwitz, Chef der PR-Agentur der EKD.
© MDR/Thekla Harre



PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Mitteldeutscher Rundfunk 2017

Erstsendung: 22.05.2017 | MDR KULTUR | 6'15


AUSZEICHNUNGEN


REZENSIONEN

  • Katrin Schuster: Luther beim Wort genommen. In: epd medien, Nr. 23 vom 9.6.2017, S. 37.

Darstellung: