ARD-Hörspieldatenbank

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Hörspielbearbeitung



Tomer Gardi

Broken German


Vorlage: Broken German (Roman)

Bearbeitung (Wort): Noam Brusilovsky

Dramaturgie: Andrea Oetzmann

Technische Realisierung: Daniel Senger, Matthias Fischenich, Sonja Röder

Regieassistenz: Lukas Fuetterer


Regie: Noam Brusilovsky

Ein Spiel mit Identitäten, Chronologie, Perspektiven. Mal erzählt Radili, mal Abschalom, mal dessen Mutter. Die Protagonisten sind sowohl aus dem Studio als auch vom Band zu hören, immer wieder wird das Erzählen gebrochen und über das Erzählen selbst erzählt. Ein Autor wird über das Verfassen seines Romans und dessen Vermarktung interviewt und wir folgen der Diskussion um »Broken German« beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb. Fiktion und Realität verschwimmen und lassen sich nicht mehr trennen. Ein israelischer Mann erzählt in gebrochenem Deutsch. Er erzählt, babylonisch-lebendig, von Radili Anuan, der sich in Berlin nach Anpöbelungen durch Skins ein Messer gekauft –, es dann aber vergraben hat. Als Erwachsener in die Stadt zurückgekehrt, landet er in einer linken WG, die einen Dokumentarfilm aus der Suche nach dem vergrabenen Messer machen will. Er erzählt von einer Reise nach Berlin mit seiner Mutter. Statt ihrer eigenen nehmen sie zwei fremde Koffer vom Flughafen mit, die sich als Koffer eines Arabers und einer aus Eritrea geflüchteten Frau herausstellen. Die Verwirrung der Identitäten geht weiter, der Mann trägt fortan die Kleider der Frau (die er später treffen wird), seine Mutter die des Mannes. Er bespricht mit seiner Mutter Erinnerungen an ein von den Deutschen besetztes Dorf in Rumänien, hält eine Rede zur Neueröffnung des Kafka-Instituts (vormals Goethe- Institut) und wird vom aufgeschreckten Bildungsbürgertum in die Flucht geschlagen. Er erklärt, warum die Darstellung des Mose auf einem Übersetzungsfehler beruht, lässt sich zu Recherchezwecken als »Arbeitsmigrant in der Prosa eine fremde Sprache« nachts im Jüdischen Museum einschließen und entdeckt dort in der Besenkammer eine Leiche.

"Also keine Angst. Ich nehme keiner Deutsche Literat seine Arbeit weg. Und deshalb musste ich das Jüdische Museum Besenkammer Tür aufmachen. Für die schwarze Arbeit. Ins deutsche Sprache. Und weil so sind wir Schriftsteller. Wir machen geschlossene Besenkammer Türe auf."

Tomer Gardi, geboren 1974 im Kibbuz Dan in Galiläa, studierte Literatur und Erziehungswissenschaft in Tel Aviv und Berlin, war Herausgeber der Zeitschrift »Sedek: A Journal on the Ongoing Nakba«, ein Projekt der israelisch-jüdischen Initiative Zochrot, die sich mit der Erinnerung an die Vertreibung der Palästinenser befasst. Sein literarischer Essay »Stein, Papier« erschien 2011 auf Hebräisch und 2013 in deutscher Übersetzung. Im Frühjahr 2016 machte er von sich reden, als er beim Ingeborg Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt einen Ausschnitt aus »Broken German« las – und die Jury diskutierte, ob ein Text, der in unkorrektem Deutsch verfasst ist, überhaupt zulässig sei.

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Dor AloniAbschalom/Radili
Aviva JoelMutter
Tomer GardiTomer Gardi
Meik van SeverenLinker Künstler
Noam BrusilovskyEden
Horst HildebrandAntisemitischer Mann / Mann in der Akademie / Literaturkritiker
Florian HeinFußballfan 1
Jaime Krsto FerkicFußballfan 2
Daniel MüheFußballfan 3
Johanna OetzmannSchülerin
Britta GeisterFrau in der U-Bahn
Antje KeilLautsprecher im Museum
Sofia Flesch BaldinLautsprecher im Museum


Dor Aloni spricht die Rollen des Abschalom und des Radili. | © SWR/Monika Maier

Dor Aloni spricht die Rollen des Abschalom und des Radili. | © SWR/Monika Maier

Dor Aloni spricht die Rollen des Abschalom und des Radili. | © SWR/Monika Maier
Dor Aloni spricht Abschalom bzw. Radili, Aviva Joel in der Rolle der Mutter und Regisseur Noam Brusilovsky (v.l.) | © SWR/Monika Maier
Aviva Joel spricht die Rolle der Mutter. | © SWR/Monika Maier
Aviva Joel als Mutter und Dor Aloni in den Rollen des Abschalom bzw. /Radili | © SWR/Monika Maier

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Aviva Joel als Mutter und Dor Aloni in den Rollen des Abschalom bzw. /Radili
© SWR/Monika MaierAviva Joel als Mutter und Dor Aloni in den Rollen des Abschalom bzw. /Radili
© SWR/Monika Maier



PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Südwestrundfunk 2017

Erstsendung: 27.08.2017 | SWR2 | 59'02

Geplante Wiederholungen:
05.05.2024 | SWR Kultur | 18:20 Uhr


AUSZEICHNUNGEN


REZENSIONEN

  • Christian Hörburger: Pidgin-Slang mit Schreibfehlern. In: Medienkorrespondenz, Nr. 18 vom 8.9.2017, S. 44.

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