ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Sodom und Gomorrha (2. Teil: Die Küsten von Balbec)
Vorlage: Sodom und Gomorrha (Sodome et Gomorrhe) (Roman, französisch)
Übersetzung: Bernd-Jürgen Fischer
Bearbeitung (Wort): Manfred Hess, Hermann Kretzschmar
Komposition: Hermann Kretzschmar
Technische Realisierung: Daniel Senger, Sonja Röder, John Krol, Bernd Friebel, Ursula Potyra, André Bouchareb, Björn Müller
Regieassistenz: Christof Schwab, Martin Buntz
Regie: Iris Drögekamp
»Prousts ›Suche nach der verlorenen Zeit‹ ist nicht nur
ein grandioser Roman, sondern auch der perfekte Ratgeber
für alle Lebenslagen.« (Alain de Botton)
Der vierte Roman aus Marcel Prousts »À la recherche du
temps perdu« heißt »Sodom und Gomorrha I«, erschienen
in zwei Bänden zwischen 1920 und 1921. Im Alten
Testament sind mit diesen Namen Städte benannt, die
Gott unter einem Regen aus Feuer und Schwefel begrub,
weil sie sich der Sünde hingegeben haben.
Im Stadtpalais der hochadligen Familie der Guermantes
hat sich für Marcel, den Ich-Erzähler, zuvor die mondäne
Welt der exquisiten Gesellschaft erschlossen. Jetzt
ist es Ausgangspunkt seiner Entdeckung der Welten von
Sodom als der der männlichen und Gomorrha als der der
weiblichen Homosexualität. Er beobachtet hier die zufällige
Begegnung des Décadent Baron de Charlus und des
Westenmachers Jupien: Trotz aller Standesunterschiede
erkennen sie plötzlich einander und nutzen sofort die
Gelegenheit zum Sex. Marcel dechiffriert ab da auf der
Soirée der Prinzessin de Guermantes die Gäste als Leidende und Lächerliche im Spiel des (gleich)geschlechtlichen
Begehrens. Die »Recherche« erzählt weiter: von
Marcels Liebe zu der jungen und koketten Albertine
Simonet, von seiner krankhaften Eifersucht bei dem
Verdacht, sie begehre Frauen wie Mademoiselle Vinteuil,
von Marcels Heiratsentschluss, von der Beziehung Charlus zum Geiger Morel, den Reisen in die Normandie
nach Balbec, dem kunstsinnigen Salon der Aufsteigerin
Madame Verdurin; schließlich von der Unbeständigkeit
der Herzen und der vernichtenden Wirkung der Zeit.
Die Hörspielfassung wahrt die Eckpfeiler des Handlungs- und
Erzählverlaufs. Sie kürzt aber radikal, um Platz zu
schaffen: für umfangreiche akustische Tableaus entlang
der Satzkonstruktionen, die den Proustschen Erinnerungsprozess
in all seiner Hetereogenität belassen, in
all seiner Komik und Unbarmherzigkeit.
Das Hörspiel basiert auf der neuen Übersetzung der
»Recherche« durch Bernd-Jürgen Fischer, die 2016 abgeschlossen
wurde.
Marcel Proust (1871–1922) schrieb seine »Recherche« von 1908 bis zu seinem Tod. »Sodom und Gomorrha I« ist ihr letzter zu Lebzeiten veröffentlichter Teil. Die restlichen drei Bände erschienen posthum bis 1927.