ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Sehnsucht
Das geheime Tagebuch der Contessa Livia
Vorlage: Das geheime Tagebuch der Contessa Livia (Senso) (Novelle, italienisch)
Übersetzung: Bettina Kienlechner
Dramaturgie: Andrea Oetzmann
Technische Realisierung: Burkhard Pitzer-Landeck, Anke Schlipf
Regieassistenz: Constanze Renner
Regie: Kai Grehn
»Sehnsucht« – erstmals 1883 erschienen – erzählt vor dem Hintergrund des italienischen Befreiungskrieges gegen Österreich von Begehren, Verrat und Rache. »Und stets suche und reize ich die Risse der unverheilten Wunde«: Die 39-jährige Contessa Livia Serpieri blickt auf ihre vor 16 Jahren gescheiterte Liebe zurück. Mit dem schönen Remigio, einem österreichisch-ungarischen Offizier, hat sie ihren Mann, der ihr Großvater sein könnte, bereits während der Hochzeitsreise in Venedig betrogen. »Stark, schön, pervers, feig – er gefiel mir.« Als Remigio nach Verona versetzt wird und sich nur noch meldet, wenn er Geld braucht, wittert Livia Verrat – und begibt sich auf eine gleichermaßen schmerz- wie lustvolle Reise in die tiefsten menschlichen Abgründe. »Einzig die zu berechnendem Kalkül fähige Emma Bovary könnte ihr das Wasser reichen. Alle anderen, Ana, Luísa, Effi, Anna, sind Lämmlein gegen diese radikal selbstbezogene wölfische Italienerin. Eine vergleichbare Frauenfigur findet sich kaum in der Geschichte der bürgerlichen Erzählliteratur; eher im Film noir des 20. Jahrhunderts, der schwarze Seelen in verführerische Frauenkörper senkte, oder in einem berühmten Briefroman des 18. Jahrhunderts, den ›Gefährlichen Liebschaften‹ von Choderlos de Laclos.« (Ursula März / Nachwort der deutschen Buchausgabe)
Camillo Boito (1836–1914), geboren in Rom als Sohn eines Malers und einer polnischen Mutter, war Architekt und Schriftsteller. »Sehnsucht« ist sein bedeutendstes Werk. Luchino Visconti adaptierte die Novelle 1954 für das Kino.