ARD-Hörspieldatenbank


Originalhörspiel



Jakob Nolte

Unbekannte Meister 4

Werbung in Niemandes Namen – Eine Einführung in das Werk von Klara Khalil


Komposition: Moritz Löwe

Redaktion: Christine Grimm

Technische Realisierung: Marcus Huber, Christian Schimmöller

Regieassistenz: Stefanie Ramb


Regie: Jakob Nolte

Werbung ist nur Werbung, und sonst nichts. Eine Radiosendung beispielweise kann zum einen eine unterhaltende oder auch informative Sendung sein, aber auf der anderen Seite auch Werbung für den Sender und alle Beteiligten. Dasselbe gilt für Jobs, Freizeit, selbst Altruismus. Es gibt nichts, was nicht auch Werbung wäre. Außer Werbung. Denn Werbung ist nur Werbung. Zumindest die Werbung, an der die Außenseiterkünstlerin Klara Khalil interessiert war und die sie völlig neu gedacht hat. Sie habe den herkömmlichen Begriff von 'Reklame' revolutioniert, sagen ihre Befürworter; andere halten ihre Werke für weltfremd, elitär und nicht in einem Kontext außerhalb von Galerien und Museen denkbar. Einige wenige behaupten sogar, dass nur ihr spektakulärer Tod den treuen Kreis an Faszinierten erklären kann, der sich um sie gebildet hat. Alles, was sie ihrer Nachwelt hinterließ, waren neun Mappen mit je fünf DinA2-großen Plakaten und zwei 500 GB-Festplatten ihrer nach Datum sortierten Arbeiten. Der Großteil des Materials sind Radiowerbungen. Wobei auch ein paar Videos zu finden sind. Bis zu ihrem Tod mit 52 Jahren sind so Tausende von Clips, Einspielern, Kampagnen und Radio-Features entstanden, die, so schätzt man, von niemandem je gesehen oder gehört wurden.

Einer der wenigen klaren Einflüsse in dem Werk von Klara Khalil ist die britische Musikpionierin und Mitarbeiterin des BBC Radio Workshops Delia Derbyshire, die in den 1960er Jahren sozusagen die elektronische Musik erfunden hat. Erst nach ihrem Tod 2008 fand man, ebenso wie bei Klara Khalil, in ihrer Wohnung zahlreiche Tonbänder mit bisher nicht veröffentlichtem Material der Künstlerin. Darunter befand sich ein experimentelles Tanzstück, das dem heutigen Techno sehr ähnlich ist. Die englische Zeitung "The Times" bezeichnete Delia Derbyshire daraufhin als "Godmother of Electronic Dance Music".

Das Hörspiel "Unbekannte Meister 4", in dem Jakob Nolte mit Zitaten und Anleihen spielt, beleuchtet die Hintergründe von Khalils Arbeit. Für sie, die aufklärerische Visionen von Vermarktung hatte, war eines klar: Werbung, als ein elementarer Bestandteil der menschlichen Kommunikation, dient lediglich dazu, Aufmerksamkeit zu erregen. Dennoch fühlte sich diese außergewöhnliche Künstlerin beschützt vom Werberaum. Denn es ist sinnstiftend, wenn jemand möchte, dass man seine oder ihre Produkte kauft - und ohne einen Sinn wäre man immerhin verloren, so Khalil.

Jakob Nolte, geb. 1988 in Gehrden, Schriftsteller und Dramatiker. Romane "ALFF" (2014), "Schreckliche Gewalten" (2017). Theaterstücke u.a. "Gespräch wegen der Kürbisse" (2016), "No Future Forever" (2017). Hörspiel "Das Tierreich" (gemeinsam mit Michel Decar unter dem Namen "Nolte Decar", DKultur 2017).

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Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
Katja Bürkle
Nicolai Despot
Helga Fellerer
Ercan Karacayli
Mira Mann
Mehmet Sözer


 


Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2018

Erstsendung: 08.07.2018 | Bayern 2 | 15:05 Uhr | 50'47


AUSZEICHNUNGEN


REZENSIONEN

  • Stefan Fischer: Traumfrau. Hörspiel über Kunst und Werbung. In: Süddeutsche Zeitung vom 7.7.2018. S. 48.
  • Jochen Meißner: Die Codes der Werbung. In: Medienkorrespondenz. 27.07.2018. S. 40.

 

 

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