ARD-Hörspieldatenbank


Originalhörspiel



Sophie Calle

True Stories


Komposition: Ulrike Haage


Regie: Ulrike Haage

Die Französin Sophie Calle gehört weltweit zu den wichtigsten zeitgenössischen Konzeptkünstlerinnen. Sie ist eine Meisterin im Auflösen der Grenzen zwischen Realität und Fiktion. Es gibt kein Tabu bei ihr, das dem Spiel Einhalt gebieten würde, solange dieses nur zum Kunstwerk wird. "Die Psychologie zwischenmenschlicher Beziehungen ist der Inhalt aller meiner Arbeiten", sagt Sophie Calle und zeigt sich beeinflusst von Jaques Lacan, der in den 1960er und 70er Jahren eine Theorie des Unbewussten in der Alltagssymbolik entwickelte. Sophie Calle beobachtet und sammelt Daten, Spuren, Lebenslagen. Sie gibt die Ergebnisse ihrer Untersuchungen in Form tagebuchartiger Texte wider, die von Fotografien unterstützt werden. Ulrike Haage setzt in ihrem Hörspiel einige der äußerst lakonischen und pointierten Erzählungen aus "True Stories" einer Art akustischen Befragung aus, nimmt sich das Postkarten-Buch "Tout" mit Kurzbeschreibungen zu 54 Werken von Sophie Calle vor und nähert sich den Verfahrensweisen Calles an: "Dieses Hörspiel ist ein Versuch mit offenem Ausgang. Eine Interpretation von Texten, Werkbeschreibungen, die ich faszinierend oder thematisch spannend finde und über meine klanglichen Assoziationen zusätzlich mit Sounds und Musik bemustere. Ich halte mich dabei streng an unsentimentale Regeln wie Taktvorgaben, Zahlenspiele, die ich auf Noten übertrage und so weiter. Ich mische mich musikalisch dazu. Und verfahre dabei wie Sophie Calle, ich verfolge das Werk über seine Veröffentlichungen." (Ulrike Haage) Drei Protagonisten, der Performer Damian Rebgetz, die Sängerin Francoise Cactus und die Schauspielerin Birte Schnöink interpretieren und improvisieren mit den Texten in den drei Sprachen Französisch, Deutsch und Englisch, in die Sophie Calles Texte geschrieben oder übersetzt wurden. Die chronologisch aufeinanderfolgenden Kurzgeschichten aus True Stories zwischen privatem Erfahrungsbericht und literarischer Miniatur erhalten über die unterschiedlichen Stimmen und Klänge eine weitere Ebene von Authentizität. Eine unterschwellige Soundebene vertieft den hybriden Charakter der zum Teil verstörenden Geschichten. Unmerklich wird auch der Hörer zum Teil des Spiels, wenn die Grenze zwischen Wahrheit und Erfindung, Selbst- und Fremdwahrnehmung, Erinnerung und Trauer, Verstecktem und Offenlegung verschwimmt.

Sophie Calle geboren 1953, lebt in Paris und New York. Konzeptkünstlerin. 2002 SPECTRUM- Preis für Fotografie der Stiftung Niedersachsen Werkschau, 2004 Werkschau im Martin-Gropius-Bau, Berlin. 2007 Biennale di Venezia, französischer Pavillon.

Ulrike Haage, geboren 1957, lebt in Berlin. Musikerin, Komponistin, Hörspielmacherin. 2003 erhielt sie als erste Frau und bis dato jüngste Preisträgerin den Deutschen Jazzpreis (Albert Mangelsdorff Preis), der sie für ihr bisheriges Lebenswerk, ihre Arbeit an der Schnittstelle von Pop, Kunst und Avantgarde, auszeichnete. Weitere BR-Hörspiele u.a. Die Stille hinter den Worten (2008), Exakte Vision (2004, gemeinsam mit Ulrike Voswinckel), dingfestmachen - Nach Aufzeichnungen von Louise Bourgeois (2003).

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Françoise CactusLandrätin
Birte Schnöink
Damian Rebgetz


 


Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2019

Erstsendung: 02.06.2019 | Bayern 2 | 15:05 Uhr | 52'00


AUSZEICHNUNGEN


REZENSIONEN

  • Eva-Maria Lenz: Musikalisches Rearrangement. In: epd medien Nr. 24 vom 14.06.2019, S. 38
  • Jochen Meißner: Kunstfiguren und Kunstproduzenten. In: Medienkorrespondenz Nr. 14. 05.07.2019. S. 41f.

 

 

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