ARD-Hörspieldatenbank


Hörspielbearbeitung



Albert Camus

Belagerungszustand


Vorlage: Belagerungszustand (Schauspiel, französisch)

Übersetzung: Hans H. Hausser

Bearbeitung (Wort): Walter Jensen

Komposition: Arthur Honegger

Technische Realisierung: Paul Send


Regie: Karl Peter Biltz

In den Münchener Kammerspielen erlebte ein bis ins letzte aufgewühltes und erschüttertes Publikum die deutsche Erstaufführung von Albert Camus' "Belagerungszustand", einem Schauspiel in drei Akten. Der ungewöhnlich erregende Stoff der Handlung, der diese Aufführung zu dem großen Ereignis der Spielzeit der Kammerspiele werden ließ, hat auch den Rundfunk verlockt, dieses Stück herauszubringen und ihm die funkische Form des Hörspiels und seiner vielen, vom Optischen unabhängigen, künstlerischen Möglichkeiten zu geben. Doch was ist das Mitreißende dieses Stoffes? Camus läßt seine Handlung in der spanischen Stadt Cadix (!) spielen. Sein Spiel ist Gleichnis und Deutung. Über die Stadt zieht, das Volk erschreckend, ein brausender Komet. Seine Wirkung ist furchtbar. Schon wenige Stunden später bricht in der Stadt Cadix die Pest aus. Aber sie bricht nicht nur aus, sie erscheint persönlich, sie ist mehr als eine Krankheit. Sie ist die personifizierte Seuche unserer Zeit und heißt Terror, anonyme Macht, absolute Ordnung, totale Organisation! Diese Pest erscheint in dem Stück, ihr kalter Atem verjagt den Gouverneur. Sie reißt die Macht an sich. Sie errichtet eine Staatsmaschinerie, in der die Menschen nur noch funktionieren, nicht mehr leben dürfen. Um das Geschäft reibungsloser abzuwickeln, hat sich die "Pest" den Tod als Sekretärin mitgebracht. Diese Dame führt Buch. In ihm sind alle Einwohner verzeichnet. Wer das Unglück hat, staatspolitisch wertlos zu sein, wird ausgestrichen, liquidiert! Und die Dame streicht unermüdlich aus ... Doch auch diese perfekte "pestalische" Maschinerie hat einen kleinen Fehler: Wer ohne Angst ist, gegen den vermag sie nichts! Und hier offenbart sich Camus als der Dichter der résistance, des unentwegten Dennoch - Glaubens, der erbitterten Absage an Gewalt und Macht. Auch in seiner Stadt Cadix tritt ein junger Mensch auf, der furchtlos der Pest entgegentritt, rebelliert und es vermag, daß die Perfektion ihrer Technik versagt. Cadix wird befreit, die Belagerung aufgehoben. Die Pest weicht, - jedoch ohne Verzweiflung, denn noch gibt es genügend andere Plätze, wo sie sich - vorläufig - breitmachen kann.

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Kurt EbbinghausStimme
Benno SchurrStimme
Ernst SladeckStimme
Klaus FriedrichStimme
Hanns BernhardtStimme
Heinz BornStimme
Günther GubeStimme
Claire RueggStimme
Günther VulpiusStimme
Else BrücknerStimme
Horst BeilkeRichter
Claire RueggFrau
Günther GubeOffizier
Herbert A. E. BöhmeNada
Hermann SiemekDiego
Wolfgang von RotbergAlcalde
Else BrücknerFrau
Kurt EbbinghausFischer
Claire RueggAlte
Margot TeichmannVictoria
Alois GargAstrologe
Margot MüllerWahrsagerin
Günther VulpiusAusrufer
Franz AndermannGouverneur
Claire RueggFrau
Hanns BernhardtPfarrer
Otti SchützFrau des Richters
Wolfgang GolischDie Pest
Stephanie WiesandSekretärin
Alexander Hegarth1. Bote
Alexander Hegarth2. Bote
Günther Vulpius1. Mann
Ernst Sladeck2. Mann
Alexander HegarthStimme der Wache
Günter BegeréeRuderer


 


Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Südwestfunk 1950

Erstsendung: 26.09.1950 | 59'10

Darstellung: