ARD-Hörspieldatenbank
Hörspiel
Zeichnung einer Morgendämmerung mit schwarzer Tinte
übersetzt aus dem Französischen
Übersetzung: Eugen Helmlé
Technische Realisierung: Jochen Scheffter, Monika Volger
Regieassistenz: Martin Zylka
Regie: Klaus-Dieter Pittrich
Der Monolog eines Mannes, dessen Vater an Krebs stirbt. Ein poetisches Protokoll des Sterbens, aber auch ein Protokoll der Gedanken und Eindrücke, die der Sohn von dem Tag, an dem er die Nachricht vom nahenden Tod des Vaters bekam, bis hin zu einem späteren Besuch am Grab gesammelt hat. Gleichzeitig ist dieser neue Text des französischen Autors, Schauspielers und Regisseurs aber auch die Chronik einer Rückkehr in die Stadt am Meer, an den Ort und die Erlebnisse der Kindheit. Zögernd zunächst wagt der Sohn den Schritt zurück, doch immer drängender wird die Frage nach dem Vater, nach Nähe und Entfremdung, nach Liebe und Verlust. Am Bett des Sterbenden wachsend, blickt auch der Sohn dem nahenden Tod entgegen. So wenig er die Spuren einer Existenz sichern kann, so bewußt erlebt der den Prozeß des allmählichen Abschiednehmens und den Moment des Todes. Wie von fern mischen sich bisweilen andere Stimmen (des Vaters, der Mutter, des Arztes) in den Monolog, ergänzen die Erinnerungen und Beobachtungen, tragen Fragmente der Außenwelt in die Kopfwelt des Sprechenen. Die verlorene und wiedergewonnene Nähe zum Vater öffnet nun die Augen für die Gegenwart und den Weg in die Zukunft.
Yves Fabrice Lebeau, 1945 geboren, wurde den Hörerinnen und Hörern des WDR erstmals 1984 mit dem Hörspiel "Die Lampe scheint auf ihre Augen" bekannt, das 1981 vom Französischen Rundfunk zum Prix Italia eingereicht worden war. In den folgenden Jahren war Lebeau im WDR ausschließlich mit Kurzhörspielen, skurril, fantasievoll und oft scharfzüngig vertreten. Mit "Zeichnung einer Morgenröte mit schwarzer Tinte" zeigt sich der Autor von einer neuen, sehr stillen und empfindsamen Seite, die nun auch seiner bildhaften und poetischen Sprache Raum läßt.