ARD-Hörspieldatenbank


Ars acustica



Andreas Ammer, Martin Gretschmann

Bugs & Beats & Beasts

Musica Entomologica


Komposition: Andreas Ammer, Martin Gretschmann


Regie: Andreas Ammer, Martin Gretschmann, Mario Thaler

Natural Techno. Musik von und für die Massen: aber mehr noch als Menschen gibt es überall und in jedem Haushalt: Insekten. "Die Fähigkeit zur Lauterzeugung" - so heißt es im Standardwerk eines jeden Entomologen - "kommt vielen Insekten zu, und zwar entweder als bloße Begleiterscheinung anderer Vorgänge oder als selbständiges Phänomen von verschiedenartiger, zum Teil noch strittiger Bedeutung". Allerdings verfügen unter den Insekten eigentlich nur der Totenkopfschmetterling (Acherontia) und die Bienenkönigin über eine Stimme im eigentlichen Sinn. Die Bücherlaus und die Soldaten mancher Termiten bringen Klopfgeräusche hervor, indem sie ihren Kopf fest auf den Boden schlagen. Der bekanntere Teil der entomologischen Klangerzeugung besteht hingegen aus dem rhythmischen Aneinanderreiben bestimmter Körperteile, der sogenannten Stridulation (gemeinhin Zirpen genannt). Bei der Stridulation werden Teile von Körperpanzern, die Schrillflächen, an einer Kante, dem sogenannten Plectrum, hin und her bewegt. Das funktioniert in etwa so, als wenn man einen Kamm an einer Tischkante abstreift, ist allerdings bei Grillen besser verstärkt. Singzikaden bewerkstelligen derart auf- und absteigende Tonfolgen (Melodien). Einige männliche Zikaden erzeugen Trommeltöne, indem sie eine durch Rippen versteifte Chitinplatte (auch Schallplatte genannt) oftmals hintereinander einbeulen und wieder zurückschnellen lassen. Während die Lautäußerungen der gesellig lebenden Wasserwanzen der Brutpflege gelten dürften, musizieren manche Larven zweckfrei - ohne sich selbst hören zu können. Im Gegensatz dazu sind die meisten weiblichen Insekten das ideale Publikum: in der Regel stumm, aber zur Tonwahrnehmung befähigt. Der von Insekten gemeinhin belästigte Mensch glaubt, in der "Musica Entomologica" Äußerungen verschiedener insektoider Gemütszustände - falls es diese geben sollte - erkannt zu haben: Rivalenlaute, Werbegesang und Paarungsgeräusche. Also sind diese Geräusche der Musik schon immer verwandt. "Bugs & Beats & Beasts" ist dementsprechend absolute Musik, ganz aus den Geräuschen, wie Insekten sie machen. Die Insekten sind das Orchester für das Solo-Cello von Sebastian Hess. Es ist das einzig normale Instrument. Hin und wieder glaubt man auch zu hören (wie Insekten halt so hören), wie ein Mensch (ist's etwa Michael Tregor als Insektenforscher?) in alter Sprache (Übersetzung ins Lateinische: Prof. Wilfried Stroh) den Gesang der Zikaden erklärt, etwas von der Einteilung der Käfer in Klassen philosophiert oder vom Sexualleben der Hexapoda berichtet. Aber wichtig ist so etwas aus der Perspektive der Zikade nicht.

Andreas Ammer, geboren 1960, arbeitet als Journalist und Autor in der Nähe von München. Hörspiele u.a.: 'Orbis Auditus' (BR 1990, ausgezeichnet als Hörspiel des Jahres),'Radio Inferno' (BR/HR 1993, zusammen mit FM Einheit, mit dem 'Morishige-Preis', einer Goldmedaille beim New York Festival sowie dem Prix Futura ausgezeichnet), 'Deutsche Krieger' (BR 1995, mit FM Einheit), '7 Dances of the Holy Ghost' (BR 1998, mit Ulrike Haage). Zusammen mit Ulrike Haage und FM Einheit realisierte er die Hörspiele 'Apocalypse Live' (BR/Marstall/Labor 1994, mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden und dem Prix Italia ausgezeichnet) und 'Odysseus 7' BR/HR/WDR/Bayerisches Staatsschauspiel Marstall 1997).

Martin Gretschmann alias Console wurde 1973in Schongau/Oberbayern geboren. Er spielt in den Bands 'Toxic' und 'The Notwist' mit und hat auch als Solomusiker CDs veröffentlicht. Für den Bayerischen Rundfunk hat er eine Folge von Jack Kerouac' 'Unterwegs' realisiert. Nach 'Loopspool' (BR 1998) ist 'Bugs & Beats & Beasts' das zweite gemeinsame Projekt von Ammer und Console.

A
A

Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Michael TregorSprecher
Katy Le RoyFrau

Sonstige Mitwirkende
Wilfried Stroh

Musik: Sebastian Hess (Violoncello)

 


Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 1999

Erstsendung: 15.10.1999 | 45'40


VERÖFFENTLICHUNGEN

  • CD-Edition: Hausmusik 2000


AUSZEICHNUNGEN


REZENSIONEN

  • Christian Deutschmann: FAZ, 18.10.1999 - -: Funk-Korrespondenz. 47. Jahrgang. Nr. 45. 12.11.1999. S. 37f. - -: epd medien. Nr. 100. 22.12.1999. S. 29

 

 

Dieses Hörspiel jetzt anhören ...

 
 

Korrekturvorschläge zu diesem Dokument?

Darstellung: